a. Mai 1901
Verehrter Freund.
Anbei die 30 Gulden. Hier ist überzogen, durchaus nicht sehr warm
und ich durch die Unpünktlichkeit meiner Mitmenschen völlig allein,
mindestens zwei Tage, worüber ich wüte, da ich diese zwei Tage
vorzüglich in Wien zugebracht haben könnte, während ich mich hier
über die verlorene Zeit ärgere.
geschrieben
Der Weg von Mattuglie nach Abbazia erinnert ein wenig an den von
Taormina nach Giardini. Hier blühen die Rosen, nur nicht die meinen.
Haben Sie aufrichtigen und herzlichen Dank für alle uns erwiesenen
Dienste. Ich, der ich selbst überlaufen werde, weiss was es heisst,
dass Jemand plötzlich kommt und uns die Zeit raubt. Nur unsere alte
Freundschaft macht die Sache etwas leidlicher.
Nun erfuhr ich gar nicht, was BeeräHofmann verhat, und das interes-
siert mich doch lebhaft. Das ist die Folge jugendlich-seniler
Schwatzhaftigkeit, dass die Anderen nicht zu Worte kommen.
Auf Wiedersehen in 14 Tagen.
Georg Brandes.
24
1,19.19
Kopenhagen, 16. Juni 1901
Verehrter Freund. Abbazia, 22.Mai 1901
Zwar ist Krotkaja ein Monolog - es gibt aber so viele Monologe,
Flauberts St. Anteine ist auch ein Monolog - aber das kleine Buch
Verehrter Freund.
Welch ein vorzügliches undoriginelles Buch Sie dort geschrieben
haben. Eine ganze Peychologie in einer Nusschale. Der Schluss nur
ist etwas willkürlich, wenn auch amüsant.
Ich verlasse heute Abbazia. Hier war es sehr schön.
Ihr ergebener
Schau, Sie wieder
G.B. selbst sehr oft für
Fremde ermüdend, fuhr deshalb nur durch; ich war bewegt, usaufgelegt
zum Spreches. Durch Ihre Güte erhielt ich Renate Fuchs; es ist ein
starkes Buch, aber die Grundidee so willkürlich, das Nachtvandern
der Heldin. Das Beste sind die Details, scheint mir, die vielen tie-
fen Reflexienen. Im Ganzen jedoch Kunst-Kunst, nicht Kunst -Datur. Ist
es nicht wahr? Aber der Mann hat sehr viel Talent.
Hier haben wir scheussliches Wetter, fast Winter. Mitte Juli gehe ich
nach Karlsbad, ich habe mit Georges Clemenoeau verabredet, ihn dort
reffen.
Von ganzem Herzen
Georg Brandes.
Verehrter Freund.
Anbei die 30 Gulden. Hier ist überzogen, durchaus nicht sehr warm
und ich durch die Unpünktlichkeit meiner Mitmenschen völlig allein,
mindestens zwei Tage, worüber ich wüte, da ich diese zwei Tage
vorzüglich in Wien zugebracht haben könnte, während ich mich hier
über die verlorene Zeit ärgere.
geschrieben
Der Weg von Mattuglie nach Abbazia erinnert ein wenig an den von
Taormina nach Giardini. Hier blühen die Rosen, nur nicht die meinen.
Haben Sie aufrichtigen und herzlichen Dank für alle uns erwiesenen
Dienste. Ich, der ich selbst überlaufen werde, weiss was es heisst,
dass Jemand plötzlich kommt und uns die Zeit raubt. Nur unsere alte
Freundschaft macht die Sache etwas leidlicher.
Nun erfuhr ich gar nicht, was BeeräHofmann verhat, und das interes-
siert mich doch lebhaft. Das ist die Folge jugendlich-seniler
Schwatzhaftigkeit, dass die Anderen nicht zu Worte kommen.
Auf Wiedersehen in 14 Tagen.
Georg Brandes.
24
1,19.19
Kopenhagen, 16. Juni 1901
Verehrter Freund. Abbazia, 22.Mai 1901
Zwar ist Krotkaja ein Monolog - es gibt aber so viele Monologe,
Flauberts St. Anteine ist auch ein Monolog - aber das kleine Buch
Verehrter Freund.
Welch ein vorzügliches undoriginelles Buch Sie dort geschrieben
haben. Eine ganze Peychologie in einer Nusschale. Der Schluss nur
ist etwas willkürlich, wenn auch amüsant.
Ich verlasse heute Abbazia. Hier war es sehr schön.
Ihr ergebener
Schau, Sie wieder
G.B. selbst sehr oft für
Fremde ermüdend, fuhr deshalb nur durch; ich war bewegt, usaufgelegt
zum Spreches. Durch Ihre Güte erhielt ich Renate Fuchs; es ist ein
starkes Buch, aber die Grundidee so willkürlich, das Nachtvandern
der Heldin. Das Beste sind die Details, scheint mir, die vielen tie-
fen Reflexienen. Im Ganzen jedoch Kunst-Kunst, nicht Kunst -Datur. Ist
es nicht wahr? Aber der Mann hat sehr viel Talent.
Hier haben wir scheussliches Wetter, fast Winter. Mitte Juli gehe ich
nach Karlsbad, ich habe mit Georges Clemenoeau verabredet, ihn dort
reffen.
Von ganzem Herzen
Georg Brandes.