B17: Brandes, Georg 17 (1) Brandes an Schnitzler, Seite 54

in1 1 1/2 Uhr, 4 1/4 Uhr 1 1. 1.
Mittwoch, 31.7.1901.
1804.
Verehrter Herr Schnitzler!
Seien Sie aufs Herzlichste bedankt für das hübsche Gedicht, worüber
ich mich sehr gefreut habe. Es gehört in Zukunft zu den Zierden
meines Albums. An Papa habe ich Ihre Grüsse schriftlich bestellt, da
er sich augenblicklich in Karlsbad befindet.
Ich hoffe sehr Sie einmal persönlich kennen zu lernen, wird Ihr
Weg Sie nicht mal wieder hierher führen?
Mit vielen Grüssen und nochmals dankend
Edith Brandes.
Kopenhagen, 12. März 1806.
März 1904.
Verehrter und lieber Freund
Georg Brandes herzlich grüssend und für die letzte schöne Zusendung
dankend. Schauspiel. Ich habe meine Freude duran gemacht. Die weit
Ihrer Phantasie zieht mich immer an, und erregt meine Bewunderung,
da ich selbst wenig Thatasie besitze und erstaunen, dass ein anderer
all das erfinden kann.
Seit lange beschäftigt es Sie, wie der Gedanke an den nahen Tod wie
Gefühls beeinflusst, Schleier der Beatrice, Leutenant Gusti, u.s.x.
Hier variieren Sie das Thema; der Gedanke an den Tod des Liebsten
wirkt ebenso. Sie sind ein Grübler über den Tod, wie schon ihr
Sterben zeigte. Die Hälfte Ihrer Produktion ist Eheamstes, die
Hälfte Erbe gewidmet. Aber dadurch haben Ihre Arbeiten eine so grosse
Spannweite (wenn das Wort deutsch ist). Ich las eine sehr unverständi-
ge Kritik über Ihr Werk in dem Tag: es scheint mir, dass die meiste
deutsche Kritik alizu viel fertige Begriffe und Ansprüche mitsringt:
sie ist weniger geschmeidig als die unsrige.
Es war mir sehr lieb, Sie jene Stunde bei Fulda zu tre¬
Ich machte,
dass Sie wieder einmal nach Dänemark kämen.
Ihr dankbar verbassener
Georg Brandes.