A107: Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 31

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Ich frage Sie, mein Freund, gibt’s beßre Treue,
Gibt's, frag' ich klarer noch, gibt's eine andre
Auf Erden zwischen Mann und Weib, Andrea,
Als die Teresa eben mir bewies?
Sie kehrte mir zurück. Nur das ist Treue,
Die einz'ge, die mit fug so heißen darf.
Denn was uns sonst Gewähr der Treue gilt,
Das hält nicht stand vor philosoph’scher Prüfung.
Ist's etwa ein Beweis, wenn hingegeben
Nach schwerem Kampf mit heißen Wollustzähren
Die Tugend selbst in Ihre Arme sinkt?
Wer weiß, von wem sie träumt in Ihrem Arm!
Ein heil'ger Schwur? Mein Freund, die Weiber wissen
Wie wir: daß Gott mit seinen Blitzen spart.
Sie nimmt Gefahr auf sich? Das würzt die Lust.
Sie tötet sich, durch dieses letzte Opfer
Die Zweifel des Geliebten zu besiegen —?
Im Grunde hofft sie nur — als sel'ger Geist
An seinen Reuetränen sich zu weiden! —
ANDREA: Und nirgends Treue —!
Doch! Ich sagt' es ja:
CASAN OVA:
Die Wiederkehr, von wo es immer sei.
ANDREA: Ja, wenn sie Heimkehr wäre, dann
vielleicht.
CASANOVA: Heimkehr? — O Wahn! Als wenn
ein Mensch dem andern
Heimat zu sein sich jemals schmeicheln dürfte.
Ist Wand'rung nicht der Seele ew'ger Ruf!
Was gestern noch als fremd uns angefröstelt,
Umfängt's uns heute nicht vertraut und warm?
Und was uns Heimat hieß, war’s jemals mehr
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Als Rast am Weg, so kurz, so lang sie währte?
Heimat und Fremde — Worte tauben Klangs
Für den, der nicht, nach Bürgerart, bedrückt
Von Vorurteil, verschüchtert vom Gesetz
Und feig verstrickt im Wirrsal des Gewissens,
Sich Ordnung lügt ins Chaos seiner Brust,
Der aufgetanen Sinns und freier Seele —
(legt die Hand auf Andreas Schulter)
Gleich unsereinem aus dem Stegreif lebt.
ANDREA: Kein Philosoph, doch ein Sophist sind Sie.
CASANOVA: Mag sein. Daher ist’s mir bestimmt,
zu irren
Von Fall zu Falle nur; doch nicht mein Los,
Die Brille unverrückbar auf der Nase,
Nach leid'ger Philosphenart die Welt
Zwar immer gleich, doch immer falsch zu sehen.
TITO (kommt mit einem kleinen Koffer in der Hand):
Hier bin ich, reisefertig nach Befehl.
CASANOVA: Ei schon? Ich bin’s noch nicht.
Nicht meine Schuld.
ANDREA:
RUFE (aus dem Park) Casanova!
CASANOVA: Ich weiß. Nun aber wird es wirklich
Zeit.
Andrea —
(Als wollte er ibn auffordern mit ihm zu kommen).
TITO (erstaunt):
Der gnäd'ge Herr will noch zu Mittag essen?
CASANOVA: Du hast doch nichts dagegen, will
ich hoffen?
TITO: Ich möchte nur untertänigst darauf aufmerk¬
sam machen, daß die Herren in ihren Zimmern etwas
unruhig geworden sind.