A107: Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 94

Arthur Schnitzler
Die Schwestern
Als Lügner müßten beide Frau'n ihn schelten.
G.C.H.F.P.S.
Tito: Mein Herr hat mich ausdrücklich beauftragt, nur Bargeld ent¬
Denn wenn man's recht erwägt, besaß er keine.
dans le dernier a été
(Lärm draußen. Immer lauter sind Stimmen vernehmlich.)
gegenzunehmen, da er mit Schmuckgegenständen leider öfters schlechte Er¬
Gäste (un Dary: Wo bleibt das Essen? — Wein her! — Kellner he! —
fahrungen gemacht hat.
Zieht nicht ein Wetter auf? — Es wird nichts werden!
G.H.F.P.
Santis: Die Perlenschnur, Flaminia, löse sie
G.C.H.F.P.P:P.
G.C.H.F.P.S.
Baron! Wo bleiben Sie? — He! Wein! — Sind wir
Für Stunden nur. Ist auch der Wirt ein Schuft,
Zum Spaß geladen? — Rufen wir den Wirt! —
G.C.H.F.P.
Nicht länger warten lass' ich meine Gäste.
G.C.H.F.P.
Der Wirt ist der Baron! — Dort steht er ja! —
Gib her. Was zögerst du?
Santis zum Feuker xxx: Was gibt's? Ist man noch immer nicht bedient?
(Er versucht selbst die Schließe von Flaminias Poekenschnur zu öffnen.)
Verzeihung, edle Damen, werte Herrn
Vergeblich ist's.
G.C.H.F.P.
Flaminia:
G.C.H.F.P.
G.C.H.F.P.P
G.C.H.F.P.
Verlöten ließ ich sie. Das einz'ge Mittel,
Heda, die Schüsseln auf den Tisch, die Flaschen!
G.C.F.P.
G.C.H.F.P.
vrai a ̃
Wo bleibt der Kellner Troß? Noch keiner da?
Sie zu behalten als mein Eigentum.
G.C.F.P.
G.C.H.F.P.
Verdammte Wirtschaft! He! Schlast ihr? Herbei
(In Casansvas Mienen Andigt sich das endgüttige Verständnis an. Anwillkürlich fahrt er nach seinem
G.C.F.P.
eigenen Hals. Er blickt Anna an, die seinen Blick ohne Lächeln erwidert, dann schaut er zum Fenster,
Ihr Kerle!
dann zu Flaminia, nickt vor sich hin und lächelt, ungefähr als wollte er sagen: Nun ist mir alles klar.)
(Von rechts tritt Tito ein.)
Tito: Herr Baron
Santis: Elendes Weib! Bei Gott, ich hätte Lust,
Dich samt der Schnur dem Wirt als Pfand zu geben.
Santis (beim Fenster sich nach ihm umwendend):
Da wär' ja einer. Troll dich in die Küche.
Tito: Darüber würde sich vielleicht reden lassen, wenn die Frau Baronin —
Man trage auf. Die Flaschen aus dem Keller!
(Geste, als wenn er sie einlübe, mit ihm das Zimmer zu verlassen.)
Casanova (plötzlich vor ihn hin)
Geschwind, was stehst du wie ein Stock und glotzt?
Das Paul gehalten, Bursch, hier nimm und geh!
Tito: Ich habe von meinem Herrn zu bestellen, daß keine Schüssel auf¬
(Er gibt ihm einen Beutel voll Geld.)
getragen und keine Flasche entkorkt wird, ehe die Rechnung bezahlt ist.
Zähl draußen und behalte, was zuviel,
Santis: Was wagst du, Bursche? Ist dein Herr verrückt?
Und sage deinem Herrn, das merk' er sich,
Tito: Entschuldigen der Herr Baron, der Herrsagt, es sei ausdrücklich
Wo Casanova man zu Gaste lud,
so ausgemacht worden. Hier, Herr Baron. (Er weist die Rechnung vor.) Es beläuft
Dort muß der Wirt nicht für die Zeche zittern.
sich alles in allem auf neunundfünfzig Dukaten. Da ist natürlich alles
Santis als wollte er's nicht annehmen: Nie werd' ich —
Frühere auch dabei.
G.C.F.P.
G.C.H.F.P.
Casanova: Still, mein Retter. Es ist nichts.
G.C.F.P.
Santis: Ein Arzt herbei, der Wirt ist krank! Ich zahle,
(De besteht dem Tito durch eine Gefte, sich zu entfernen.)
Wenn ich vom Mahle aufsteh', nicht vorher.
Tito (unter Bücklingen ab).
Nur in Spelunken übt man andre Sitten.
G.C.H.F.P.
Casanova an Andreo): Und mir bleibt immer noch genug, Zugleich
Hinaus mit dir! Bestell es deinem Herrn.
An Sie, Herr Bassi, meine Schuld zu tilgen.
Tito (vleibt nehen): Und meine Bestellung lautet: Keinen Bissen auf die
Da, was ich an Gudar zurückbezahlt,
Teller, kein Tropfen in die Becher, ehe die Rechnung beglichen ist.
Ich auf der Fahrt ihm wieder abgewann.
(Er wendet sich zum Gehen.)
Hier ist, mit wiederholtem Dank, Ihr Gold.
Santis: He, warte. (Sieht die Rechnung durch)
Andrea: Sie hatten Glück.
Neunundfünfzig. Um die Hälfte
Casanova (dem Andrea die Beutel mit Gold gebend, die dieser etwas zögernd nimmt):
Zuviel. Betrug, Erpressung, Gaunerei!
Hier hast du neun. Der Rest für heute abend.
Sie haben's auch, mein Freund.
Die Summe stimmt?
Tito: Neunundfünfzig, Herr Baron! Ich darf nicht weniger in
Andrea:
Empfang nehmen.
Sie stimmt.
Santis: O Frechheit unerhört! Als wär' ich nicht
Casanova:
Dies wär' erledigt.
(In neuem Ton. in den Garten hinausblickend, wo die tafelnden Gäste sichtbar sind.)
Für fünfzig, hundert und für tausend gut.
Und nun, es blinkt der Wein, die Schüsseln dampfen.
Willst du ein Pfand, so nimm die Dose hier,
Ich denk, es wäre Zeit, zu Tisch zu gehn.
Besetzt mit Edelsteinen ohne Fehl.
Santis: Noch nicht. Ihr Spruch zuerst.