Arthur Schnitzler
Auf Erden zwischen Mann und Weib, Andrea,
Als die Teresa eben mir bewies?
Sie kehrte mir zurück. Nur das ist Treue,
Die einz'ge, die mit fug so heißen darf.
Denn was uns sonst Gewähr der Treue gilt,
Das hält nicht stand vor philosoph'scher Prüfung.
Ist's etwa ein Beweis, wenn hingegeben
Nach schwerem Kampf mit, heißen Wollustzähren
Die Tugend selbst in Ihre Arme sinkt?
Wer weiß, von wem sie träumt in Ihrem Arm!
Ein heil'ger Schwur? Mein Freund, die Weiber wissen
Wie wir: daß Gott mit seinen Blitzen spart.
Sie nimmt Gefahr auf sich? Das würzt die Lust.
Sie tötet sich, durch dieses letzte Opfer
Die Zweifel des Geliebten zu besiegen —?
Im Grunde hofft sie nur — als sel'ger Geist
An seinen Reuetränen sich zu weiden!
Andrea: Und nirgends Treue —?
Doch! Ich sagt' es ja:
Casanova:
Die Wiederkehr, von wo es immer sei.
Andrea: Ja, wenn sie Heimkehr wäre, dann vielleicht.
Casanova: Heimkehr? — O Wahn! Als wenn ein Mensch dem andern
Heimat zu sein sich jemals schmeicheln dürfte.
Ist Wand'rung nicht der Seele ew'ger Ruf?
Was gestern noch als fremd uns angefristelt,
Umfängt's uns heute nicht vertraut und warm?
Und was uns Heimat hieß, war’s jemals mehr
Als Rast am Weg, so kurz, so lang sie währte?
Heimat und Fremde — Worte tauben Klangs
Für den, der nicht, nach Bürgerart, bedrückt
Von Vorurteil, verschüchtert vom Gesetz
Und feig verstrickt im Wirrsal des Gewissens,
Sich Ordnung ligt ins Chaos seiner Brust,
Der aufgetanen Sinus und freier Seele —
(legt die Hand auf Andreas Schulter)
Gleich unsereinem aus dem Stegreif lebt.
Andrea: Kein Philosoph, doch ein Sophist sind Sie.
Casanova: Mag sein. Daher ist's mir bestimmt, zu irrem
Von Fall zu Falle nur; doch nicht mein Los,
Die Brille unverrückbar auf der Nase,
Nach leid'ger Philosochenart die Welt
Zwar immer gleich, doch immer falsch zu sehen.
Tito (kommt mit einem kleinen Kasser in der Hand): Hier bin ich, reisefertig nach Befehl.
G.C.F.P.
G.C.H.F.P.
G.C.H.F.P.S.
Votre très bien a été en
G.C.H.F.P
Die Schwestern
G.C.H.F.P.D'H.
Casanova: Ei schon? Ich bin's noch nicht
Nicht meine Schuld.
Andrea:
Rufe (aus dem Parl): Casanova!
G.C.F.P
Casanova: Ich weiß. Nun aber wird es wirklich Zeit.
Andrea — (als wollte er ihn auffordern, mit ihm zu kommen.)
Tito (erstaunt): Der gnädige Herr will noch zu Mittag essen?
G.C.H.F.P
Casanova: Du hast doch nichts dagegen, will ich hoffen?
Tito: Ich möchte nur untertänigst darauf aufmerksam machen, daß die
Herren in ihren Zimmern etwas unruhig geworden sind.
Casanova: Die zwei Verstorbnen! Richtig, ich vergaß.
(Numoren oberhalb Zimmers, das schon früher hörbar war.)
Tito: Sie sind nichts weniger als verstorben. Ich fürchte, der Wirt hört
sie doch am Ende, schließt auf, und was dann geschieht... Es wäre vielleicht
doch gut für uns alle, gnädiger Herr, wenn wir vorher -
(Er macht die Gefte des Verschwindens.)
Casanova: Vorsichtig, Bursch, und unverschämt zugleich?
(Stärkeres Numoren.)
Schließ du die Zimmer auf, und zwar sofort.
Und beiden Herrn — (sich unterbrechend)
G.C.H.P.S
Sehn sie anständig aus?
G.C.H.F.P.S.
Tito: Nicht nur anständig, pornehm, und sehr hübsch.
Casanova: Fragt' ich darum? Ich lade sie zu Tisch.
G.C.F.P
Tito: Zu Tisch die beiden aufgeregten Herrn?
Casanova: Ich bitte sie, die Ehre mir zu schenken
Auf ein bescheidnes Mahl vor meiner Abfahrt
Mit der berühmten Tänzerin Teresa
Nach Wien. Worauf noch wartest du? Soll ich
Dir Beine machen?
Tito (ab).
Wahrlich, Casanova,
Andrea:
So wohlgelaunt, so gastlich aufgelegt
Hab' ich noch keinen Menschen je gekannt.
Casanova: Wie werd' ich Ihnen erst bei Tisch gefallen
(Er nimmt ihn beim Arm, als wollte er sich einhängen, deutet plözlich in den Park.)
Sehn Sie, mein Freund
Andrea (ohne seinem Blick zu folgen, noch immer wie verdrossen):
Was gibt's zu sehn?
Teresa,
Casanova:
Flaminia und Anina
Andrea (blickt hinaus, zuckt zusammen):
Arm in Arm.
Casanova: Ja, Arm in Arm.
Und plaudern
Andrea:
Lächeln
Lachen —
Casanova:
Andrea:
Auf Erden zwischen Mann und Weib, Andrea,
Als die Teresa eben mir bewies?
Sie kehrte mir zurück. Nur das ist Treue,
Die einz'ge, die mit fug so heißen darf.
Denn was uns sonst Gewähr der Treue gilt,
Das hält nicht stand vor philosoph'scher Prüfung.
Ist's etwa ein Beweis, wenn hingegeben
Nach schwerem Kampf mit, heißen Wollustzähren
Die Tugend selbst in Ihre Arme sinkt?
Wer weiß, von wem sie träumt in Ihrem Arm!
Ein heil'ger Schwur? Mein Freund, die Weiber wissen
Wie wir: daß Gott mit seinen Blitzen spart.
Sie nimmt Gefahr auf sich? Das würzt die Lust.
Sie tötet sich, durch dieses letzte Opfer
Die Zweifel des Geliebten zu besiegen —?
Im Grunde hofft sie nur — als sel'ger Geist
An seinen Reuetränen sich zu weiden!
Andrea: Und nirgends Treue —?
Doch! Ich sagt' es ja:
Casanova:
Die Wiederkehr, von wo es immer sei.
Andrea: Ja, wenn sie Heimkehr wäre, dann vielleicht.
Casanova: Heimkehr? — O Wahn! Als wenn ein Mensch dem andern
Heimat zu sein sich jemals schmeicheln dürfte.
Ist Wand'rung nicht der Seele ew'ger Ruf?
Was gestern noch als fremd uns angefristelt,
Umfängt's uns heute nicht vertraut und warm?
Und was uns Heimat hieß, war’s jemals mehr
Als Rast am Weg, so kurz, so lang sie währte?
Heimat und Fremde — Worte tauben Klangs
Für den, der nicht, nach Bürgerart, bedrückt
Von Vorurteil, verschüchtert vom Gesetz
Und feig verstrickt im Wirrsal des Gewissens,
Sich Ordnung ligt ins Chaos seiner Brust,
Der aufgetanen Sinus und freier Seele —
(legt die Hand auf Andreas Schulter)
Gleich unsereinem aus dem Stegreif lebt.
Andrea: Kein Philosoph, doch ein Sophist sind Sie.
Casanova: Mag sein. Daher ist's mir bestimmt, zu irrem
Von Fall zu Falle nur; doch nicht mein Los,
Die Brille unverrückbar auf der Nase,
Nach leid'ger Philosochenart die Welt
Zwar immer gleich, doch immer falsch zu sehen.
Tito (kommt mit einem kleinen Kasser in der Hand): Hier bin ich, reisefertig nach Befehl.
G.C.F.P.
G.C.H.F.P.
G.C.H.F.P.S.
Votre très bien a été en
G.C.H.F.P
Die Schwestern
G.C.H.F.P.D'H.
Casanova: Ei schon? Ich bin's noch nicht
Nicht meine Schuld.
Andrea:
Rufe (aus dem Parl): Casanova!
G.C.F.P
Casanova: Ich weiß. Nun aber wird es wirklich Zeit.
Andrea — (als wollte er ihn auffordern, mit ihm zu kommen.)
Tito (erstaunt): Der gnädige Herr will noch zu Mittag essen?
G.C.H.F.P
Casanova: Du hast doch nichts dagegen, will ich hoffen?
Tito: Ich möchte nur untertänigst darauf aufmerksam machen, daß die
Herren in ihren Zimmern etwas unruhig geworden sind.
Casanova: Die zwei Verstorbnen! Richtig, ich vergaß.
(Numoren oberhalb Zimmers, das schon früher hörbar war.)
Tito: Sie sind nichts weniger als verstorben. Ich fürchte, der Wirt hört
sie doch am Ende, schließt auf, und was dann geschieht... Es wäre vielleicht
doch gut für uns alle, gnädiger Herr, wenn wir vorher -
(Er macht die Gefte des Verschwindens.)
Casanova: Vorsichtig, Bursch, und unverschämt zugleich?
(Stärkeres Numoren.)
Schließ du die Zimmer auf, und zwar sofort.
Und beiden Herrn — (sich unterbrechend)
G.C.H.P.S
Sehn sie anständig aus?
G.C.H.F.P.S.
Tito: Nicht nur anständig, pornehm, und sehr hübsch.
Casanova: Fragt' ich darum? Ich lade sie zu Tisch.
G.C.F.P
Tito: Zu Tisch die beiden aufgeregten Herrn?
Casanova: Ich bitte sie, die Ehre mir zu schenken
Auf ein bescheidnes Mahl vor meiner Abfahrt
Mit der berühmten Tänzerin Teresa
Nach Wien. Worauf noch wartest du? Soll ich
Dir Beine machen?
Tito (ab).
Wahrlich, Casanova,
Andrea:
So wohlgelaunt, so gastlich aufgelegt
Hab' ich noch keinen Menschen je gekannt.
Casanova: Wie werd' ich Ihnen erst bei Tisch gefallen
(Er nimmt ihn beim Arm, als wollte er sich einhängen, deutet plözlich in den Park.)
Sehn Sie, mein Freund
Andrea (ohne seinem Blick zu folgen, noch immer wie verdrossen):
Was gibt's zu sehn?
Teresa,
Casanova:
Flaminia und Anina
Andrea (blickt hinaus, zuckt zusammen):
Arm in Arm.
Casanova: Ja, Arm in Arm.
Und plaudern
Andrea:
Lächeln
Lachen —
Casanova:
Andrea: