A113: Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 80

Kreis
Leicester Square
Erstaufführung).
„ Italien: Società Italiana
„ 2/3. „Das Gnadenbrot“ (Wien, Volksbühne; Erstaufführung. “ „Autoliebchen“ 6“ The
Oesterreich: Dr. O. F
joy ride lady“) (London, New Theatre; Erstaufführung). Theater=Chronik. Zur Auf¬
„ Rußland und Polen:
führung gelangte Werke. Geschäftsverkehr unseres Verlages
Schweden, Finnland:
Ungarn: Dr. O. F. G.
Verein. Staaten von N°
Anzeigen.
tellejällä, Guilding, 1482-90,
mit dem Säbel in der Faust messen soll. Wie da statt des einen
Quellanten, auf dessen Anwesenheit man höchstens rechnen könnte
plötzlich sogar drei auf der Bühne siehen, das givt dem Akte
Er und der Andere.
Witz. Es war ein unterhaltsamer Abend.
„Berliner Tageblatt“. Die Konfusion, die so
(Les deux canards.)
gar zu einem Duell mit sich selbst führt, wirk
Schwank in drei Akten von Tristan Bernard und
isch. Man konnte auch an Satiren auf Duellunfug, Presse
ption und ähnliches denken.
Athis. Deutsch von Mar Schoenau.
„Berliner Morgenpost“. Es steckt in dem Stü
viel Laune, Witz und Situations komik. Die Autoren
wollten eine Satire gegen die Gesinnungslosigkeit gewisser Partei
blätter schreiben, gleichzeitig gegen den Duellunfug zu Feld
Deutsche Uraufführung
ziehen und besonders die bei Preßfehden in Frankreich evenso be¬
liebten wie unblutigen Quelle der Journalisten gründlich lächer¬
am Trianon-Theater zu Berlin
lich machen. Ein Druckereibesitzer, der gleichzeitig zwei sich au
heftigste bef ehdende Zeitungen herausgibt, ein Chefredakteur, de
am 28. Februar.
für diese beiden Blätter die Leitartikel schreibt und schließlich in
die peinliche Lage gerät, sich mit sich selber duellieren zu müssen
sind die besten Gestalten des Stückes.
„Vossische Zeitung“. Die Idee, wie sie den Verfassern
„Die Zeit am Montag“. Das ist eins der französischer
vorgeschwebt hat, ist so übel nicht. Sie wollten nach eigenen und
Lustspiele, die durch ungemein seine Züge überraschen
anderen berühmten Mustern die politische Korruption geißeln, die
Reizende Einzelheiten verdient bemerkt zu werden
die Privatgeschäfte anrüchigster Sorte geradezu begünstigt, wenn
Die köstliche Szene, in der Gélidon mit dem Bilde de
sie unter dem Deckmantel der Weltanschauung betrieben werden.
einen Geliebten auf dem Herzen von der anderen schlafend über
Zu diesem Zweck schufen sie einen jungen, unternehmungslustigen
rascht wird und sich von der Eifersüchtigen großartig herauslüge
Edelmann von einem Typ, wie er in Frankreich der dritten Re¬
läßt, ist mit das Netteste, was wir lange gesehe
publik in der Tat nicht gar so selten ist, und der in ein gräßlic
haben. Eine prachtvolle Charge war der militärische
langweiliges Provinznest verschlagen, um eines Liebesabenteuers
Mitarbeiter mit seinem Aufsatz über alte Gewehrmodelle, der dann
mit einer hübschen „unverstandenen“ Frau willen zu allen Schand¬
äußerst ehrbar das Duell arrangiert und dabei der verliebten
taten bereit ist. „Sie“ ist die Frau des Sozialistenführers am
Buchdruckergattin zum Opfer fällt. Und als der Filmoperateur
Orte, der gleichzeitig eine Druckerei hat, und nichts liegt näher
die Kurbel drehte, um die Szene aufzunehmen, in der zwe
als daß sofort eine brandrote Zeitung ins Leben gerufen wird
Herren schief über die Bühne stapften, mußten wir an so manche
damit der Liebhaber als Chefredakteur des Blattes seiner Schönen
Kinostück denken. Ein deutscher Lustspieldichter hätte das gewis
auch am Tage recht nahe sein kann. Ihr zuliebe schreibt er so
schärfer unterstrichen; aber so wirkte es sympathischer.
wütend links, als wäre er als Monarchist auf die Welt gekommen.
„Berliner Allgemeine Zeitung“. Zwei geschickte Leute
Da aber naht das Verhängnis. Der gesinnungstüchtige Sozialis
die ihr Handwerk verstehen, haben dieses Stück gezimmert. E
und Drucker verkauft sein Blatt gegen blanke Zechinen an den
ist amüsant und witzig.
verhaßten Führer der Gegenpartei, den Baron von Saint=Amour,
„Berliner Salon“. Zwei Seelen wohnen in der Bru
in dessen Tochter Freund Gélidon bei dieser Gelegenheit seine
des neuesten „Bernardiners“, des Journalisten Gélidon. Diese
seit langem unbekannterweise angebetete Flamme wiedererkennt.
Journalist kann rechts schreiben, er kann auch links schreibe
Und da die resolute Frau Léontine zu gleicher Zeit ein ne
Oppositionsblatt gründet, so bleibt dem armen, in die Zwickmi
Seine Moral wird von jedem Weiberunterrock verdeckt.
Banden der heißblütigen Frau seines Brotherrn, des Di
Trucker
geratenen Gélidon nichts anderes übrig, als beiden Parteien seine
besitzers, schreibt er Tagsüber für den „Leuchturm“ die ro
Feder zu leihen und heute als Gelidon den Herrn von Montignac
Leitartikel, die dem feudalen Patron der Kleinstadt, dem Baron
und morgen als Montignac den Monsieur Gélidon nach allen
von St. Amour, die Spitze in den Leib bohren. Aber abend
Regeln der Kunst zu vermöbeln. Zum Schluffe kommt es sogar
verwirrt von den Reizen Baronesse Madeleines, verst
Leuchtturmfeuer auszublasen, und erwidert, (unter
Namen) seine eigenen Angriffe in der Zeitung des Barons.
klärt sich alles auf, Gélidon bekommt seine Madeleine, der
Geschwindspiel, das den Mann mit den zwei Existenze
Volksmann fette Inseratenaufträge, und Frau Léontine tröstet sich
das Karnevalstreiben der Verlegenheiten hetzt, ist in sein
mit einem neuen „Mann von Eisen“
Mischung von gallenbitteren, satirischen und liebenswürdig=au
„Berliner Lokal-Anzeiger“. Im Trianon=Theater rief
heiternden Motiven unbedingt eine Bereicherung des
Sonnabend das dreiaktige Lustspiel „Er und der Andere" von
Tristan Bernard und Athis (Deutsch von Max Schoenau) eine
Marktes.
behagliche Heiterkeit des Hauses wach. Der nette Spaß
besteht darin, daß „Er und der Andere“ ein und dieselbe Person
sind, nämlich ein Pariser Journalist, der zugleich Chefredakteur
einer konservativen und einer radikalen Zeitung ist und für beide
in gleicher Güte seine schneidigen Leitartikel schreibt. Es genüge
die Andeutung, daß in einem Falle ein aufdringliches Verhältnis
und im anderen eine anscheinend ernsthaftere Herzensaffäre die
politischen Anschauungen dieses Herrn bestimmt. Der Frau des
Druckereibesitzers zu Gefallen schreibt er radikal, aus Liebe zum
Töchterlein des Barons von Saint=Amour konservativ. In dem
Akt, da die Autoren ihren Helden in ein Duell hineinhetzen, das
er mit „dem Anderen“ austragen soll, und immer einer der
Quellamen fehlt, bis es schließlich statt der zwei sogar drei gibt,
finden sie die burleske Laune, die zur Bewältigung der¬
artiger Stoffe nötig ist. Wer belustigt sein will, dem
kann hier geholfen werden.
„Berliner Börsen-Zeitung“. Das Lustspiel „Er und
der Andere“ von Tristan Bernard und Athis macht ganz hübsche
Versuche zu satirischen Ausfällen, ja, hat gerade in ihnen sein
besten Seiten. Es fällt mancher Hieb auf politische Zustände
und namentlich der Journalismus hat manche gepfefferte Glosse
auszuhalten. Ein kleinprovinzlicher Buchdruckereibesitzer ist weit¬
herzig genug, eine feudale und radikale Zeitung herzustellen und
beide Zeitungen werden — um nur den Kern zu enthüllen ist.
von einem und demselben Monsieur redigiert, der so fortgeset
mit sich selbst polemisiert. Man kann sich vorstellen, zu welchen
Situationen dieses Doppelrollentum ausgenützt wird; erwähn
mag nnr werden, daß sie auf ihren Gipfel kommen, als der
aristokratische Leitartikler sich mit seinem radikalen Gegner auch
Der Juxbaron.
posse in drei Akten von Pordes-Milo und Hermann
Haller. Gesangstexte, von Willi Wolf. Musik von
Walter Kollo.
Erstaufführung
am Bellevue-Theater zu Stettin
am 22. Februar.
„General-Anzeiger für Stettin“. Das Bellevue
theater hat eine neue dreiaktige Posse erhalten, die unte
besetzten Sonntagshauses in
lautem Beifall des gut
Man amüsierte sich
Szene ging: „Der Juxbaron
prächtig und klatschte begeistert, ein Zeichen, daß die
Viermännerarbeit ihre Schuldigkeit tat, daß namentlich Herm
Haller, der gewiegte Theaterkenner, mit den Posseneinfällen, di
er so witzig zusammenstellte, das Rechte getroffen hat. Der