A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 43

GUSTI balb für sich. So ein — Rasch ins Haus. Bübne eine
kurze Weile leer. Katbi kommt, räumt das Kaffeegeschirr usw. ab,
ebenso das Tuch auf dem Tisch draußen. Josefa kommt langsam, etwas
gedrückt, durch die Gartentür.
KATHI. Küß die Hand, gnä' Frau. Gebt ab.
JOSEFA will auch über die Veranda ins Haus.
GUSTI kommt wieder, bat ein Cape übergeworfen und den
kuvertierten Brief in der Hand, zu Josefa. Was, du bist schon
wieder da? Ich hab’ gemeint, du gehst auf die Bahn,
deinen Mann abholen.
JOSEFA. Ich bin auf dem Weg dem Telegraphen¬
boten begegnet. Sie nimmt die Depesche und siebt sie flüchtig
noch einmal an. Die Exzellenz ist richtig angekommen, und
der Vincenz bleibt in der Stadt. — Sonst wüßt' ja so
eine Exzellenz absolut nicht, was sie am Abend in Wien
anfangen soll.
GUSTI. Da ist übrigens ein Brief für den Onkel
gekommen, aus Kassel, glaub’ ich. Reicht ihn ihr.
JOSEFA liest auf dem Kuvert: „Die Intendanz des
königlichen Hoftheaters“ — na ja.
GUSTI. Es ist ja nicht das erstemal, daß der Onkel
drin übernachtet.
JOSEFA. Nein. Es kommt sogar ziemlich oft vor.
In einem andern Ton. Aber manchmal muß man’s im Ge¬
fühl haben...
GUSTI. Was denn?
JOSEFA. Ob man einen allein lassen darf oder
nicht.
GUSTI. Wird dir schon nichts geschehen — und
ihm auch nicht.
Pause.
JOSEFA. Wo ist denn der Bub?
GUSTI. Fortgegangen. Natürlich mit der Botani¬
sierbüchse. Schon vor einer halben Stund’. Gegen die
Fallenböckhütte zu, glaube ich.
JOSEFA zum Himmel blickend. Na, hoffentlich halt
sich's noch eine Weile.
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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1. Fahnenkorr. am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig