A141: Fräulein Else, Seite 72

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mich zu Tod lachen über Dorsday,es wird
gar nicht nötig sein Veronal zu neh-
men. Aber ich denke ja gar nicht dran.
Schön, schön... bin ich.Schau mich an,
Nacht, Berge seht mich an, Himmel sieh
mich an 16ber Ihr habt ja keine Augen.
Die da unten aber haben Augen. Soll ich
mir die Haare lösen? Nein, dann seh
ich aus wie eine Verrückte. Aber Ihr
sollt mich nicht für verrückt halten,
nur für schamlos, für eine Kanaille. Wo
ist das Telegramm? Da liegt’s ja. „Wie-
derhole flehentlich fünfzigtausend,
Adresse bleibt...“ Nein,ich träume
nicht, es ist alles wahr. Und Herr von
Dossday wartet.Er soll nur warten.
Ah,wie hübsch ist es so nackt im
Zimmer auf und ab zu spazieren. Bin ich
wirklich so schön wie im piegel? Ach,
kommen Sie näher,schönes Fräulein.Ich
will Ihre blutroten Lippen küssen, ich
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w'ill deine Brüste an meine Prüste
pressen. Wie schade, dass das Glas zwi
schen uns ist, das kalte Glas. Wie gut
würden wir uns miteinander vertragen,
wir brauchten gar keine anderen Men
Och
schen. Aber Vielleicht gibt es gar
keine anderen Menschen.Es gibt Telegram
me und Hotels und Berge und Bahnhöfe
und Wälder, aber Menschen gibt es nicht.
Die träumen wir nur. Nur der Doktor Fia
habit
la existiert mit der Adresse. Oh, ich
bin keineswegs verrückt..ich bin nur
ein wenig erregt,wie man es wohl sein
Wm zweiten he
muss,bevor man auf die Welt kommt.Denn
soeben bin ich gestorben. Man braucht
kein Veronal dazu.Soll ich das zeug
nicht weggiessen? Das Stubenmädchen
könnte es aus Versehen trinken.lch werde
einen Zettel danebenlegen:Gift. Nein,
lieber Medizin.So edel bin ich.