A142: Die Frau des Richters. Novelle, Seite 67

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dient? Stammt nicht vielmehr alles, was er
Adelbert: (nun zum ersten val aufbrausend)
besass und was nun des Jungen Erb und
Wenn's nach gerechtigkeit ginge,nicht
Eigen ist, Wein so gut wie Speise und Fel-
nach Laune.
der und Jagdmund Schlösser und Gärten
Brigitte: pr soll kein Tyrann sein.
aus der Bürger und Bauern,aus unseren Ta-
Adelbert: Dies ist das Schlimmste. Von ei-
schen?
nem Tyrannen weiss man doch, wessen man sich
Brigitte: Aus Euern?
zu versehen hat, aber bei so einem, der mit
Adelbert: Und deinen, Versteh doch nur
trenge und Milde spielt wie mit Bällen,
Als Zehent und Steuer und Zoll und Wegmaut
ist auch der redlichste Mann nichts seines
und Zins fliesst ihnen des Volkes in harter
Amts, kaum seiner Freiheit, ja seines Lebens
Arbeit erworbener Reitz mitausend Bächlein
sicher. Hat er gestern nicht dem veller
und Flüsslein zu. Dort oben aber baden um
meister, der vierzig Jahre in her-
schwelgen sie in Strömen von Gold, Himmel-
zoglichen Diensten stand, mit Schimpf und
schreiendes Unrecht.
Schade davongejagt wie einen vnecht auf
Agnes: Fühlten's alle wie du,so stünde
Taplohn?
es besser in der Welt.
Brigitte: Aber es weiss doch jeder, dass
Brigitte: Es kann so schlimm nicht sein,
er alle die vierzig Jahre den herzogli-
denk ich mir manchmal. Aber Ihr müsst es
chen Wein zu eigenen Vorteil zu verkaufen
wohl besser wissen. Nun aber muss ich
pflegte.
nachhause. (sie geht).
Adelbert: Das grosse Verbrehen! Hat sich
Bernhard vriedrich den Wein so sauer ver-