A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 6

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linken Gesichtshülfte und“ - er wagte sich immer weiter vor-
das linke Auge konnte ich kaum öffnen." zugleich, da er den Blick
Leinbachs doch mit einer gewissen ärztlichen Schärfe auf sich
gerichtet sah, riss er beide Augen weit auf, um sich ja nicht zu
ndw auf der
dings ein, das
verraten.
„Unsinn“, sagte Leinbach. Eine Seite ist immer schwä-
cher als die andere. Du weisst doch selbst, dass die sogenannte
Summetrie der beiden Körperhülften nur eine Fabel ist. Uebrigens +
wo bist du nur zuletzt gewesen? Ach ja, am Meer,-im Süden. Das war
vielleicht nicht das Richtige, besonders als Abschluss. Ich an
deiner Stelle wurde doch, bevor ich mein Amt antrete, noch ein paar
Tage Gebirgsluft schnappen.“
Du glaubst?
„Nicht etwa, dass ich es für notwendig hielte. Gar
keine Idee. Aber wenn man's tun kann! Von mir aus magst du
natürlich auch in Wien bleiben!"
Wilhelm Kahnberg trat an den Tisch und begrüsste den
Sektionsrat mit einer Herzlichkeit, deren Grund sich Robert nicht
recht zu erklären vermochte. Er hatte mit dem jungen Dichter,
dessen Lyrik ihm nehelhaft und verstiegen vorkam, immer nur ganz
oberflächlich verkehrt; überdies fand er sein Aenseres etwas
vernachlässigt, was ihn auch angenehmere Leute völlig verleiden
konnte, Doch Kahnberg behandelte ihn wie einen mit Sehnsucht xxx
erwarteten
xxx Freund, zog ihn mit sich an einen Nebentisch und erzähl-
te ihn die Fortsetzung eines intimen Erlebnisses, von dessen Beginn