38
Wien, Freitag
Exem 6. Bei Lphaa
Timon (stürmt herein)
Lykos. Du kannst einen erschrecken.
Timon. Jetzt bin ich auch bei dir.
Lykos. Ohne dich anzumelden? Draußen habe ich
bier Diener.
Timon. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopi
steht.
Lykos (immer freundlich). Auch dann sind sie nicht
leicht zu übersehn.
Timon... aber ich bin zu dir. Nur darauf kommt
es an.
Lykos. Zuerst warst du bei Kairon
Timon (sucht mit den Augen) Zuerst ja
Lykos. Warum warst du zuerst bei Karron?
Timon. Ich muß mich setzen. Lykos.
Lykos. Von Kairon bist du dann zu Leokrates.
Timon (stärker). Wo hast du einen Stuhl?
Lykos. Dann besuchtest du niemand zwei Tage lang
Waren neue Aussichten aufgetaucht?
Timon (flehend). Ich kann nicht länger stehn.
Lykos. Dann gingst du wieder, zunächst zu Simon
Timon. Und jetzt bin ich bei dir, aber meine Beine
tragen mich nicht mehr. Ich will nur eins: mich setzen.
Lykos. Du irrst. Von Simon gingst du erst
Simonides. Dazwischen warst du übrigens..
Timon. Meine Knie knicken ein. Du mußt doch einen
Stuhl im Zimmer haben?
Lykos. Einen Stuhl im Zimmer 7
Timon (fällt auf einen der Stühle)
Lykos. Dazwischen warst du übrigens auch noch bei
Kamos. Xamos hatten wir vergessen.
Timon (atmet auf). Kamos hatten wir vergessen. Id.
muß mich setzen
Lykos. Du sitzt ja schon.
Timon. Ich sitze schon.
Lykos. Dann gingst du zu Ephialtes, dann zu
Mesys... ich weiß genau, bei nem du warst.
Timon. Bei allen war ich.
Lykos. Und auch, was sie dir gesagt haben.
Timon. Bei allen. Ich durfte keinen übersehn
Lykos. Du hast ein großes Herz
Timon. Und jetzt bin ich bei dir
Lykos. Warum erst jetzt. Timon?
Timon. Ich gehe bis ans Ende.
Lykos. Erwartet hatte ich dich viel früher, Timon.
Timon. Unaufhaltbar bis ans Ende
Lykos. Tag für Tag habe ich auf dich gewartet. Zu
zu nehmen
Lykos (lacht). Das fehlte noch.
Timon... der seine ganze Existenz auf mich ge¬
stellt hatte.
Lykos. Ein Diener hat zu kuschen.
Timon. Und jetzt zerstöre ich sie.
Mutter fürchtet die Sonne und hält sich am liebsten im
Zimmer auf, während die Kleine sich mitten in der Sonnen¬
glut am wohlsten fühlt, sie kann nie genug Wärme haben.
Aber manchmal springt sie auf und läuft zu ihrer Mutti=
hinein, um zu erzählen: „Ich unterhalte mich so gut. Willst
du nicht kommen, Mutti, und sehen?
Das Unterhaltende ist eine Heuschrecke, die sich so un-
vorsichtig betragen hat, daß sie sich das eine Schenkelbein
gebrochen hat. Aber sie hat doch Glück dabei gehabt, daß das
Malheur gerade in Melis Garten passierte, der sonst eine
Heuschrecke nicht so sehr viel zu bieten hatte. Und jetzt hat die
kleine Bucklige das Tierchen mit ihren langen, schmalen
Fingern aufgenommen und untersucht den Schaden. Dann
beginnt sie rasch und behend das Bein mit einem gespaltenen
Zündhölzchen zu schienen; zweifellos wird die Heuschrecke
bald geheilt sein. Und nun wird sie behutsam auf den Rücken
gelegt, damit sie nicht in die Versuchung kommt, das kranke
Bein zu benützen und den Verband zu verschieben. Sie wird
in einen kleinen Käfig gesperrt, der aus alten Spielkarten
Neue Freie Presse
Lykos. Das Naheliegendste war, zuerst zu mir zu
kommen.
Timon. Ich wäre vielleicht überhaupt nicht mehr zu
dir gekommen.
Lykos. Du bist gelungen.
Timon. Ich hatte schon angenommen, es sei genug
Lykos (erstaunt). Ganz Athen bettelst du ab und
wärest imstand gewesen, gerade mich zu übergehn?
Timon. Erst als ich hörte, daß sich nicht einmal die
Abfallsucher in deine Küche traun.
Lykos. Ihr Götter
Timon... war mir sofort klar: du kommst nicht
bis ans Ende, solang du nicht bei Lykos gewesen bist
Lyäos. Ihr Götter.
Timon. Hier hast du mich, nur daß ich nicht mehr
stehn kann.
Lykos (näher). Und jetzt willst du, daß ich dir helfe
Timon. Ich will es nicht. Aber ich bitte dich darun
Lykos. Also wie.
Timon. Was fange ich jetzt noch mit deiner Hilfe an
es rasch’
Lykos. Und ich werde dir sagen, warum.
Timon. Lang endlich an. „Der reichste Mann vor
ganz Attika. Stell dich aufs oberste Dach des Parthenons
schau dich um.
Lykos (nickt). Du hast es dir gemerkt
Timon. „Und wer hat die erste Stimme im Senat?
Lykos (zufrieden). Freilich.
Timon. Mehr weiß ich nicht. „Du bist
Aristokrat.
Lykos (nickt). Kairon hat es dir gesagt
Timon. Leokrates hat es gesagt.
Lykos. Das weiß ich besser. Levkrates..
Timon. „Du bist ein leidenschaftlicher Mensch,
spüre es
Lykos. Das hat dir niemand gesagt.
Timon (lächelt). Es sind noch keine zwei Wochen her
Lykos. Vor zwei Wochen hat dir überhaupt niemand
ewas gesagt
Timon. An der Tafel (Fährt sich übers Haar.)
Lykos. Leokrates hingegen.
Timon. Ein leidenschaftlicher Mensch. Dabei kann so
sicher weder lesen noch schreiben.
Lykos (lacht). Leokrates hast du also gefragt: „Warum
habe ich überall Feinde?“ Leokrates hat dir geantwortet:
Timon. „Du hast uns alle immerfort beleidigt.
Lykos. Du irrst. Das hat dir wieder Thelekleides
geantwortet auf die Frage: „Habe ich denn nicht all
geliebt?“ Thelekleides war es, der dir die Antwort gab:
Nr. 24168
25. Dezember 1931
machen uns gegenseitig immer reicher. Schon gar nicht die
Armen. Meine Feinde sind die Reichen wie du, die es nicht
können. (Auf. Er entfaltet sich.) Mit den Armen werde ich
leicht fertig. Ja, sie haben Angst vor mir, mein Ruhm ist die
Angst, die ich mit meinem Geld verbreite: in dieser Festung
sitze ich mit allen Sicherheiten, der Ueberlebende zu sein Stell
deinen schäbigen Ruhm daneben, den du durch das Gegenteil
erlangen konntest, durch das Hinauswerfen des Geldes. Ich
mache es zu einem Stück von mir, es lebt. Bei dir aber ver¬
schwindet es für immer in die fremden Bäuche, verwittert als
Stein: du machst es tot. Wenn du seine Lebendigkeit fürchtest
was bist du? Ein überflüssiger Mensch. Schläfst du? (Ver¬
blüfft.) Schläfst du
Timon (unbeweglich)
Lykos (ruft die Diener. Wieder gemütlich). Schmeißt
ihn hinaus.
Physiologie des
Zur
Schaffens.
Die Entstehung des „Schleier der Beatrice“.
Von Arthur Schnizler.
Wir veröffentlichen aus dem Nachlaß
Arthur Schnitzlers die folgenden, für die
Erkenntnis des dichterischen Schaffens un¬
gemein bedeutsamenitzphoristischen Betrach¬
tungen. Von ganz besonderem Interesse sind,
jene Selbstbeobachtungen, die sich auf die Ent¬
stehung der Schnitzlerischen Dichtung „Der
Schleier der Beatrice" beziehen.
Die Entstehung eines Kunstwerkes kann geschehen:
1. Von einem Einfall aus,
2. von einer Situation aus,
3. von einer Ansicht aus,
4. von einer Gestalt aus,
5. von einer Empfindung aus.
Erläutert an eigenen Produktionen:
1. Vom Einfall aus. In einer Schenke spielen Ko¬
mödianten die Verbrecher. Wie wenn nun einer dieser
Komödianten ein wirklicher Verbrecher wäre? („Der grüne
Kakadu.
2. Von einer erlebten Situation aus. Ich begegne
mir kommt man zuerst, Timon.
einem alten Schulkollegen, der mich aus einem gewissen
Timon (lächelt). Das konnte ich nicht. Wo war ich
Neid heraus ärgerlich und schnöd behandelt und endlich
damals
sagt: „Sei nur nicht so großartig.“ („Letzte Masken
Lykos. Bei Kairon
„Mit deiner Liebe hast du uns nur immerfort beleidigt
3. Von einer theoretischen Ansicht aus. Das Duell ist
Timon (nickt). Bei Kairon.
Timon. Alle Antworten weiß ich genau. Aber vielleich
ein Nonsens. („Freiwild.
Lykos. Aber der reichste Mann, Timon
verwechsle ich sie
4. Von einer Gestalt aus. Ein alter Mann, der einmal
Timon. Damals hatte ich geglaubt, man könnte sie
Lykos. Demselben Thelekleides hast du auch gesagt
Dichter gewesen ist, es selbst beinah vergaß und nun vor
niemals Sorgen machen um sich selbst. Wie lang ist das her
„Trotzdem bleibt es mein geliebtes Athen.
der Jugend aufs Schild gehoben wird. („Der greise Dichter.
Lykos. Neun Tage.
Timon. Mein geliebtes Athen.
5. Von einer Empfindung aus. Wie quälend ist die
Timon (starrt ihn an). Neun Jahre.
Lykos. Noch vorgestern hast du Kamos gefragt.
Eifersucht aus die Vergangenheit. (Ohnmacht, Lyrik über
Lykos (lacht). Wo noch keine zwei Wochen vergangen
Timon. Ich frage nicht mehr.
haupt. Märchen.
sind, daß wir bei dir saßen.
Lykos. „Warum wollt Ihr denn, daß ich verrecke?
Selten ist die Entstehung absolut rein.
Timon. In diesen neun Jahren habe ich es gelernt
Timon. Ich frage nicht mehr.
Insofern nämlich, als sofort nach dem Einfall oder
die allererste Sorge ist der Magen.
Lykos. „An einem Baumstumpf verrecke“, waren
Lykos. Der Magen?
nach der Ansicht irgendein Zweites hinzutritt, das den Plan
deine Worte. (Eifrig.) Und ich werde dir sagen, warum
Timon. Weißt du, was Hunger ist?
fördert.
Timon (kaum). Ich frage nicht mehr
Lykos. Sprich leiser
Häufig auch ein Drittes oder Viertes.
Lykos (setzt sich nahe zu ihm). Denn was bist du
Timon. Der nackte Hunger
So auch, daß derjenige Einfall vorgezogen wird, der
Ein überflüssiger Mensch
Lykos. Man könnte dich draußen hören
einer bereits vorgebildeten Ansicht angepaßt ist oder der dem
Timon (halb). Ein überflüssiger Mensch
Timon... bis ich mich entschloß, von meinem Diener
Wesen einer vorhandenen Gestalt entspricht
Lykos. Ein Aristokrat bist du? Nein, hat dir Kairon
Zuweilen wird das sekundäre Moment so stark, daß
gesagt, der genau weiß, wie niemand sonst, was ein Aristokra
es in der Ausführung zu überwiegen scheint:
ist. Du machst Geschäfte? Aber du bist kein Geschläftsmann
Ein Einfall war da, die Gestalt tritt hinzu, die dazu
hat dir Simonides gesagt. Du hattest Geld? Und doch war
dient. den Einfall zu illustrieren, und der Einfall tritt im
du nie ein Reicher, sage ich dir, der wie niemand sonst weiß,
Laufe der Ueberlegung, eventuell erst im Laufe der Arbeit,
was ein Reicher ist. Reich sein muß man können. Meine
Feinde sind nicht die wirklichen Reichen, im Gegenteil, wir I hinter Gestalt zurück. („Leutnant Gustl.“)
strahlen. Und drinnen steht eine Nachbarsfrau mit einem
Kopf an ihre eingefallene Wange, als sie aus dem Käfig ge
armen Küchlein, das sich das eine Bein gebrochen hat. Es ist
nommen wird
ein kleines, gelbes, flaumiges Junges, nur ein paar Tage
Dann ist ein Sperling da, der hat sich den Flügel ge¬
alt, und kann gar nicht gehen. Die Frau hatte es hilflos auf
brochen, aber er wurde wieder eingerichtet und fest an den
dem Boden liegend gefunden und man hätte es töten müssen.
Körper gebunden. Er ist bald gesund. Ganz lebensfroh sauf
wäre Meli nicht gewesen.
er in dem Käsig hin und her, und Meli lacht ihn aus, wei-
Das kleine Mädchen lacht; das ist ja die einfachste
er immer wieder umfällt, wie er auch mit dem flugbereiter
Sache von der Welt. Sie nimmt das kleine Küchlein
Flügel wackelt und um sich schlägt, um ist im Gleichgewicht
zwischen ihre kunsterfahrenen Hände und behebt den Schaden
zu erhalten
in wenigen Augenblicken mit ein paar Stäbchen und etwas
Neben dem Sperling sitzt eine kleine, ikleine Maus, die
Garn. Ihre Mutter und die Fremde stehen daneben und be¬
ganz still ist und das eine Bein in die Luft streckt. Das ist
obachten, wie dieengeren Finger mit den einfachen Werk¬
ein trauriger Anblick für Meli, denn die kleine, betrübte
zeugen hantieren. Und dieses eine Mal vergißt die Nachbars¬
Maus kann sie nicht gesund machen. Die eine Pfote wurde
frau die Schwäche und Unförmlichkeit des Mädchens, um
ihr in der Mausefalle ganz abgeschlagen, nun kann sie die
es aufrichtig zu bewundern.
Wunde wohl heilen, aber die arme Maus muß ihr ganzes
Aber Meli eilt hinaus zum Kanarienvogel und setzt sich
Leben lang hinken oder auf drei Beinen laufen. Da sind auch
wieder zu ihm, um ihn zu beobachten. Nach einer Weile
ein paar Kätzchen, so klein, so winzig klein; sie haben kein
kommt sie ganz blaß zu ihrer Mutter und erzählt, daß der
Augen und können mit ihren kleinen Beinchen nicht gehen
Vogel ein bißchen gezwitschert hat und auf ein anderes
kaum kriechen. Sie sind nicht krank, aber ihre Mutter hat
sie verlassen, und so hat man sie zu Meli gebracht. Man kennt | Pflöckchen gehüpft ist. Vielleicht wird er jetzt gesund.
gemacht ist, und bekommt einen Platz in Melis Spital.
„Glaubst du, Mutti, daß er jetzt endlich gesund wird?“
Meli schon in der Nachbarschaft, man weiß, daß alles, was
An der Nordseite des größten Felsblocks, der sich nach
fragt sie.
schwach und hilflos ist, Hilfe und Schutz bei der kleinen
unten zu ausbuchtet, so daß er gleichsam eine kleine Grotten
„Was hast du denn mit ihm gemacht?“, fragt die
Buckligen finde
wölbung bildet, stehen einige kleine Käsige, manche aus
Ganz tief drinnen sitzt ein Kanarienvogel in einem Mutter ebenso ernst.
Strohhalmen, andere aus Pappe, aus Holzstäbchen oder
Da erstattet Meli Bericht über die Kur, die sie an¬
Käfig aus Stahldraht. Er ist ruppig, seine Federn sind nicht
Draht. Sie sind in dem kleinen, gewölbten Raum unter der
gewendet hat. „Glaubst du nicht, Mutti, daß es so gut ist?“
mehr gelb, sondern zu Weiß verblaßt. Man sieht auf der
Stein in zwei Reihen aufgestellt, ordentlich wie die Betten
fragt sie.
ersten Blick, daß er krank ist; er will weder singen noch
in einem Spital
Sie geht wieder hinaus und die Mutter bleibt singend
fressen. Er gehört der alten Frau im Milchgeschäft, hat der
Hierher wird auch die Heuschrecke gebracht, denn die
sitzen. Sie kann Gottes Güte nicht begreifen, der ihr ein
ganzen Winter hindurch in ihrem kleinen, dunklen Zimmer
Grotte unter dem Stein ist nichts Geringeres als ein
solches Kind gegeben hat. Ein Kind, das Dinge versteht und
gesessen und gesungen, ohne sich nach Licht oder Luft zu sehnen
Krankenhaus. Das hat einer unendlichen Menge Unglück
weiß, von denen sie nichts ahnt. Ein Kind, das ein solches
Aber seit der Sommer gekommen ist, hat er immer ganz stil=
licher Pflege und Gesundheit gebracht und auch jetzt ist es
auf ein und demselben Pflöckchen gehockt und ist dahingesiecht
Wunder an Güte ist
voll von kleinen Heilung suchenden patienten.
Und der Vogel ist der größte Schatz der alten Frau, und als
Und die Gedanken der Mutter kreisen um Melis Arbeit
Hier hat die arme Bucklige, die zu schwach ist, um in
sie ihn Meli übergab, staunten Vater und Mutter, daß sich
draußen im „Krankenhaus“. Aber sie denkt nicht an die
die Schule zu gehen, ihre Arbeit gefunden. Als die Heuschreck
das Kind so großes Vertrauen erworben hatte
armen Patenten, sondern an Meli selbst. Sie fragt sich, ob
betreut ist, nimmt sie Käsig für Käfig vor, um seinen In=
Aber hier kann Meli auch nichts anderes tun, als da
so viel Güte nicht einmal belohnt werden wird. Sie träumt
wohnern ihre Pflege angedeihen zu lassen. Sie hat da ein
von dem Tage, an dem der liebe Gott Meli die Gesundheit
sitzen und in die schwarzen Vogelaugen blicken. Sie sitzen
schöne, weiße Taube, die schwere Wunden am Rücken un
schenken wird. Sie fühlt, daß die Tochter einen ganzen
beide gleich stumm, gleich regungslos. der Kranke und die
am Kopfe hat. Das arme Tier ist in den Krallen des Hahicht
Krankenpflegerin. Wenn man das Mädchen fragte, wie es
Schatz von Wohltaten einsetzt, die einmal vergolten werden
gewesen, aber im letzten Augenblick gerettet und zu Meli ge¬
dem Vogel geht, antwortete es nur im Flüsterton
müssen. Sie weiß nicht, wie, sie träumt nur. Ach, diese
bracht worden. Und das kleine Mädchen hat auf irgendein
Jetzt ruft die Mutter. Meli hört es an der Stimme
Träume haben ihrem Wesen Weichheit und Ruhe gegeben!
übernatürliche Weise die Kunst erlernt, Wunden zu behandeln
daß ihr irgendeine große Freude bevorsteht. Sie läuft in
Als der Vater nach Hause kommt, zum Mittagessen —
die Raudie ersetzt es, so schwierigt sich an sie sind begebenen Erwaltung hinntin, ihre kleiden bauunen Augen, er hat nur ganz kurze Zeit, denn der Weg von der Wertestatt
Wien, Freitag
Exem 6. Bei Lphaa
Timon (stürmt herein)
Lykos. Du kannst einen erschrecken.
Timon. Jetzt bin ich auch bei dir.
Lykos. Ohne dich anzumelden? Draußen habe ich
bier Diener.
Timon. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopi
steht.
Lykos (immer freundlich). Auch dann sind sie nicht
leicht zu übersehn.
Timon... aber ich bin zu dir. Nur darauf kommt
es an.
Lykos. Zuerst warst du bei Kairon
Timon (sucht mit den Augen) Zuerst ja
Lykos. Warum warst du zuerst bei Karron?
Timon. Ich muß mich setzen. Lykos.
Lykos. Von Kairon bist du dann zu Leokrates.
Timon (stärker). Wo hast du einen Stuhl?
Lykos. Dann besuchtest du niemand zwei Tage lang
Waren neue Aussichten aufgetaucht?
Timon (flehend). Ich kann nicht länger stehn.
Lykos. Dann gingst du wieder, zunächst zu Simon
Timon. Und jetzt bin ich bei dir, aber meine Beine
tragen mich nicht mehr. Ich will nur eins: mich setzen.
Lykos. Du irrst. Von Simon gingst du erst
Simonides. Dazwischen warst du übrigens..
Timon. Meine Knie knicken ein. Du mußt doch einen
Stuhl im Zimmer haben?
Lykos. Einen Stuhl im Zimmer 7
Timon (fällt auf einen der Stühle)
Lykos. Dazwischen warst du übrigens auch noch bei
Kamos. Xamos hatten wir vergessen.
Timon (atmet auf). Kamos hatten wir vergessen. Id.
muß mich setzen
Lykos. Du sitzt ja schon.
Timon. Ich sitze schon.
Lykos. Dann gingst du zu Ephialtes, dann zu
Mesys... ich weiß genau, bei nem du warst.
Timon. Bei allen war ich.
Lykos. Und auch, was sie dir gesagt haben.
Timon. Bei allen. Ich durfte keinen übersehn
Lykos. Du hast ein großes Herz
Timon. Und jetzt bin ich bei dir
Lykos. Warum erst jetzt. Timon?
Timon. Ich gehe bis ans Ende.
Lykos. Erwartet hatte ich dich viel früher, Timon.
Timon. Unaufhaltbar bis ans Ende
Lykos. Tag für Tag habe ich auf dich gewartet. Zu
zu nehmen
Lykos (lacht). Das fehlte noch.
Timon... der seine ganze Existenz auf mich ge¬
stellt hatte.
Lykos. Ein Diener hat zu kuschen.
Timon. Und jetzt zerstöre ich sie.
Mutter fürchtet die Sonne und hält sich am liebsten im
Zimmer auf, während die Kleine sich mitten in der Sonnen¬
glut am wohlsten fühlt, sie kann nie genug Wärme haben.
Aber manchmal springt sie auf und läuft zu ihrer Mutti=
hinein, um zu erzählen: „Ich unterhalte mich so gut. Willst
du nicht kommen, Mutti, und sehen?
Das Unterhaltende ist eine Heuschrecke, die sich so un-
vorsichtig betragen hat, daß sie sich das eine Schenkelbein
gebrochen hat. Aber sie hat doch Glück dabei gehabt, daß das
Malheur gerade in Melis Garten passierte, der sonst eine
Heuschrecke nicht so sehr viel zu bieten hatte. Und jetzt hat die
kleine Bucklige das Tierchen mit ihren langen, schmalen
Fingern aufgenommen und untersucht den Schaden. Dann
beginnt sie rasch und behend das Bein mit einem gespaltenen
Zündhölzchen zu schienen; zweifellos wird die Heuschrecke
bald geheilt sein. Und nun wird sie behutsam auf den Rücken
gelegt, damit sie nicht in die Versuchung kommt, das kranke
Bein zu benützen und den Verband zu verschieben. Sie wird
in einen kleinen Käfig gesperrt, der aus alten Spielkarten
Neue Freie Presse
Lykos. Das Naheliegendste war, zuerst zu mir zu
kommen.
Timon. Ich wäre vielleicht überhaupt nicht mehr zu
dir gekommen.
Lykos. Du bist gelungen.
Timon. Ich hatte schon angenommen, es sei genug
Lykos (erstaunt). Ganz Athen bettelst du ab und
wärest imstand gewesen, gerade mich zu übergehn?
Timon. Erst als ich hörte, daß sich nicht einmal die
Abfallsucher in deine Küche traun.
Lykos. Ihr Götter
Timon... war mir sofort klar: du kommst nicht
bis ans Ende, solang du nicht bei Lykos gewesen bist
Lyäos. Ihr Götter.
Timon. Hier hast du mich, nur daß ich nicht mehr
stehn kann.
Lykos (näher). Und jetzt willst du, daß ich dir helfe
Timon. Ich will es nicht. Aber ich bitte dich darun
Lykos. Also wie.
Timon. Was fange ich jetzt noch mit deiner Hilfe an
es rasch’
Lykos. Und ich werde dir sagen, warum.
Timon. Lang endlich an. „Der reichste Mann vor
ganz Attika. Stell dich aufs oberste Dach des Parthenons
schau dich um.
Lykos (nickt). Du hast es dir gemerkt
Timon. „Und wer hat die erste Stimme im Senat?
Lykos (zufrieden). Freilich.
Timon. Mehr weiß ich nicht. „Du bist
Aristokrat.
Lykos (nickt). Kairon hat es dir gesagt
Timon. Leokrates hat es gesagt.
Lykos. Das weiß ich besser. Levkrates..
Timon. „Du bist ein leidenschaftlicher Mensch,
spüre es
Lykos. Das hat dir niemand gesagt.
Timon (lächelt). Es sind noch keine zwei Wochen her
Lykos. Vor zwei Wochen hat dir überhaupt niemand
ewas gesagt
Timon. An der Tafel (Fährt sich übers Haar.)
Lykos. Leokrates hingegen.
Timon. Ein leidenschaftlicher Mensch. Dabei kann so
sicher weder lesen noch schreiben.
Lykos (lacht). Leokrates hast du also gefragt: „Warum
habe ich überall Feinde?“ Leokrates hat dir geantwortet:
Timon. „Du hast uns alle immerfort beleidigt.
Lykos. Du irrst. Das hat dir wieder Thelekleides
geantwortet auf die Frage: „Habe ich denn nicht all
geliebt?“ Thelekleides war es, der dir die Antwort gab:
Nr. 24168
25. Dezember 1931
machen uns gegenseitig immer reicher. Schon gar nicht die
Armen. Meine Feinde sind die Reichen wie du, die es nicht
können. (Auf. Er entfaltet sich.) Mit den Armen werde ich
leicht fertig. Ja, sie haben Angst vor mir, mein Ruhm ist die
Angst, die ich mit meinem Geld verbreite: in dieser Festung
sitze ich mit allen Sicherheiten, der Ueberlebende zu sein Stell
deinen schäbigen Ruhm daneben, den du durch das Gegenteil
erlangen konntest, durch das Hinauswerfen des Geldes. Ich
mache es zu einem Stück von mir, es lebt. Bei dir aber ver¬
schwindet es für immer in die fremden Bäuche, verwittert als
Stein: du machst es tot. Wenn du seine Lebendigkeit fürchtest
was bist du? Ein überflüssiger Mensch. Schläfst du? (Ver¬
blüfft.) Schläfst du
Timon (unbeweglich)
Lykos (ruft die Diener. Wieder gemütlich). Schmeißt
ihn hinaus.
Physiologie des
Zur
Schaffens.
Die Entstehung des „Schleier der Beatrice“.
Von Arthur Schnizler.
Wir veröffentlichen aus dem Nachlaß
Arthur Schnitzlers die folgenden, für die
Erkenntnis des dichterischen Schaffens un¬
gemein bedeutsamenitzphoristischen Betrach¬
tungen. Von ganz besonderem Interesse sind,
jene Selbstbeobachtungen, die sich auf die Ent¬
stehung der Schnitzlerischen Dichtung „Der
Schleier der Beatrice" beziehen.
Die Entstehung eines Kunstwerkes kann geschehen:
1. Von einem Einfall aus,
2. von einer Situation aus,
3. von einer Ansicht aus,
4. von einer Gestalt aus,
5. von einer Empfindung aus.
Erläutert an eigenen Produktionen:
1. Vom Einfall aus. In einer Schenke spielen Ko¬
mödianten die Verbrecher. Wie wenn nun einer dieser
Komödianten ein wirklicher Verbrecher wäre? („Der grüne
Kakadu.
2. Von einer erlebten Situation aus. Ich begegne
mir kommt man zuerst, Timon.
einem alten Schulkollegen, der mich aus einem gewissen
Timon (lächelt). Das konnte ich nicht. Wo war ich
Neid heraus ärgerlich und schnöd behandelt und endlich
damals
sagt: „Sei nur nicht so großartig.“ („Letzte Masken
Lykos. Bei Kairon
„Mit deiner Liebe hast du uns nur immerfort beleidigt
3. Von einer theoretischen Ansicht aus. Das Duell ist
Timon (nickt). Bei Kairon.
Timon. Alle Antworten weiß ich genau. Aber vielleich
ein Nonsens. („Freiwild.
Lykos. Aber der reichste Mann, Timon
verwechsle ich sie
4. Von einer Gestalt aus. Ein alter Mann, der einmal
Timon. Damals hatte ich geglaubt, man könnte sie
Lykos. Demselben Thelekleides hast du auch gesagt
Dichter gewesen ist, es selbst beinah vergaß und nun vor
niemals Sorgen machen um sich selbst. Wie lang ist das her
„Trotzdem bleibt es mein geliebtes Athen.
der Jugend aufs Schild gehoben wird. („Der greise Dichter.
Lykos. Neun Tage.
Timon. Mein geliebtes Athen.
5. Von einer Empfindung aus. Wie quälend ist die
Timon (starrt ihn an). Neun Jahre.
Lykos. Noch vorgestern hast du Kamos gefragt.
Eifersucht aus die Vergangenheit. (Ohnmacht, Lyrik über
Lykos (lacht). Wo noch keine zwei Wochen vergangen
Timon. Ich frage nicht mehr.
haupt. Märchen.
sind, daß wir bei dir saßen.
Lykos. „Warum wollt Ihr denn, daß ich verrecke?
Selten ist die Entstehung absolut rein.
Timon. In diesen neun Jahren habe ich es gelernt
Timon. Ich frage nicht mehr.
Insofern nämlich, als sofort nach dem Einfall oder
die allererste Sorge ist der Magen.
Lykos. „An einem Baumstumpf verrecke“, waren
Lykos. Der Magen?
nach der Ansicht irgendein Zweites hinzutritt, das den Plan
deine Worte. (Eifrig.) Und ich werde dir sagen, warum
Timon. Weißt du, was Hunger ist?
fördert.
Timon (kaum). Ich frage nicht mehr
Lykos. Sprich leiser
Häufig auch ein Drittes oder Viertes.
Lykos (setzt sich nahe zu ihm). Denn was bist du
Timon. Der nackte Hunger
So auch, daß derjenige Einfall vorgezogen wird, der
Ein überflüssiger Mensch
Lykos. Man könnte dich draußen hören
einer bereits vorgebildeten Ansicht angepaßt ist oder der dem
Timon (halb). Ein überflüssiger Mensch
Timon... bis ich mich entschloß, von meinem Diener
Wesen einer vorhandenen Gestalt entspricht
Lykos. Ein Aristokrat bist du? Nein, hat dir Kairon
Zuweilen wird das sekundäre Moment so stark, daß
gesagt, der genau weiß, wie niemand sonst, was ein Aristokra
es in der Ausführung zu überwiegen scheint:
ist. Du machst Geschäfte? Aber du bist kein Geschläftsmann
Ein Einfall war da, die Gestalt tritt hinzu, die dazu
hat dir Simonides gesagt. Du hattest Geld? Und doch war
dient. den Einfall zu illustrieren, und der Einfall tritt im
du nie ein Reicher, sage ich dir, der wie niemand sonst weiß,
Laufe der Ueberlegung, eventuell erst im Laufe der Arbeit,
was ein Reicher ist. Reich sein muß man können. Meine
Feinde sind nicht die wirklichen Reichen, im Gegenteil, wir I hinter Gestalt zurück. („Leutnant Gustl.“)
strahlen. Und drinnen steht eine Nachbarsfrau mit einem
Kopf an ihre eingefallene Wange, als sie aus dem Käfig ge
armen Küchlein, das sich das eine Bein gebrochen hat. Es ist
nommen wird
ein kleines, gelbes, flaumiges Junges, nur ein paar Tage
Dann ist ein Sperling da, der hat sich den Flügel ge¬
alt, und kann gar nicht gehen. Die Frau hatte es hilflos auf
brochen, aber er wurde wieder eingerichtet und fest an den
dem Boden liegend gefunden und man hätte es töten müssen.
Körper gebunden. Er ist bald gesund. Ganz lebensfroh sauf
wäre Meli nicht gewesen.
er in dem Käsig hin und her, und Meli lacht ihn aus, wei-
Das kleine Mädchen lacht; das ist ja die einfachste
er immer wieder umfällt, wie er auch mit dem flugbereiter
Sache von der Welt. Sie nimmt das kleine Küchlein
Flügel wackelt und um sich schlägt, um ist im Gleichgewicht
zwischen ihre kunsterfahrenen Hände und behebt den Schaden
zu erhalten
in wenigen Augenblicken mit ein paar Stäbchen und etwas
Neben dem Sperling sitzt eine kleine, ikleine Maus, die
Garn. Ihre Mutter und die Fremde stehen daneben und be¬
ganz still ist und das eine Bein in die Luft streckt. Das ist
obachten, wie dieengeren Finger mit den einfachen Werk¬
ein trauriger Anblick für Meli, denn die kleine, betrübte
zeugen hantieren. Und dieses eine Mal vergißt die Nachbars¬
Maus kann sie nicht gesund machen. Die eine Pfote wurde
frau die Schwäche und Unförmlichkeit des Mädchens, um
ihr in der Mausefalle ganz abgeschlagen, nun kann sie die
es aufrichtig zu bewundern.
Wunde wohl heilen, aber die arme Maus muß ihr ganzes
Aber Meli eilt hinaus zum Kanarienvogel und setzt sich
Leben lang hinken oder auf drei Beinen laufen. Da sind auch
wieder zu ihm, um ihn zu beobachten. Nach einer Weile
ein paar Kätzchen, so klein, so winzig klein; sie haben kein
kommt sie ganz blaß zu ihrer Mutter und erzählt, daß der
Augen und können mit ihren kleinen Beinchen nicht gehen
Vogel ein bißchen gezwitschert hat und auf ein anderes
kaum kriechen. Sie sind nicht krank, aber ihre Mutter hat
sie verlassen, und so hat man sie zu Meli gebracht. Man kennt | Pflöckchen gehüpft ist. Vielleicht wird er jetzt gesund.
gemacht ist, und bekommt einen Platz in Melis Spital.
„Glaubst du, Mutti, daß er jetzt endlich gesund wird?“
Meli schon in der Nachbarschaft, man weiß, daß alles, was
An der Nordseite des größten Felsblocks, der sich nach
fragt sie.
schwach und hilflos ist, Hilfe und Schutz bei der kleinen
unten zu ausbuchtet, so daß er gleichsam eine kleine Grotten
„Was hast du denn mit ihm gemacht?“, fragt die
Buckligen finde
wölbung bildet, stehen einige kleine Käsige, manche aus
Ganz tief drinnen sitzt ein Kanarienvogel in einem Mutter ebenso ernst.
Strohhalmen, andere aus Pappe, aus Holzstäbchen oder
Da erstattet Meli Bericht über die Kur, die sie an¬
Käfig aus Stahldraht. Er ist ruppig, seine Federn sind nicht
Draht. Sie sind in dem kleinen, gewölbten Raum unter der
gewendet hat. „Glaubst du nicht, Mutti, daß es so gut ist?“
mehr gelb, sondern zu Weiß verblaßt. Man sieht auf der
Stein in zwei Reihen aufgestellt, ordentlich wie die Betten
fragt sie.
ersten Blick, daß er krank ist; er will weder singen noch
in einem Spital
Sie geht wieder hinaus und die Mutter bleibt singend
fressen. Er gehört der alten Frau im Milchgeschäft, hat der
Hierher wird auch die Heuschrecke gebracht, denn die
sitzen. Sie kann Gottes Güte nicht begreifen, der ihr ein
ganzen Winter hindurch in ihrem kleinen, dunklen Zimmer
Grotte unter dem Stein ist nichts Geringeres als ein
solches Kind gegeben hat. Ein Kind, das Dinge versteht und
gesessen und gesungen, ohne sich nach Licht oder Luft zu sehnen
Krankenhaus. Das hat einer unendlichen Menge Unglück
weiß, von denen sie nichts ahnt. Ein Kind, das ein solches
Aber seit der Sommer gekommen ist, hat er immer ganz stil=
licher Pflege und Gesundheit gebracht und auch jetzt ist es
auf ein und demselben Pflöckchen gehockt und ist dahingesiecht
Wunder an Güte ist
voll von kleinen Heilung suchenden patienten.
Und der Vogel ist der größte Schatz der alten Frau, und als
Und die Gedanken der Mutter kreisen um Melis Arbeit
Hier hat die arme Bucklige, die zu schwach ist, um in
sie ihn Meli übergab, staunten Vater und Mutter, daß sich
draußen im „Krankenhaus“. Aber sie denkt nicht an die
die Schule zu gehen, ihre Arbeit gefunden. Als die Heuschreck
das Kind so großes Vertrauen erworben hatte
armen Patenten, sondern an Meli selbst. Sie fragt sich, ob
betreut ist, nimmt sie Käsig für Käfig vor, um seinen In=
Aber hier kann Meli auch nichts anderes tun, als da
so viel Güte nicht einmal belohnt werden wird. Sie träumt
wohnern ihre Pflege angedeihen zu lassen. Sie hat da ein
von dem Tage, an dem der liebe Gott Meli die Gesundheit
sitzen und in die schwarzen Vogelaugen blicken. Sie sitzen
schöne, weiße Taube, die schwere Wunden am Rücken un
schenken wird. Sie fühlt, daß die Tochter einen ganzen
beide gleich stumm, gleich regungslos. der Kranke und die
am Kopfe hat. Das arme Tier ist in den Krallen des Hahicht
Krankenpflegerin. Wenn man das Mädchen fragte, wie es
Schatz von Wohltaten einsetzt, die einmal vergolten werden
gewesen, aber im letzten Augenblick gerettet und zu Meli ge¬
dem Vogel geht, antwortete es nur im Flüsterton
müssen. Sie weiß nicht, wie, sie träumt nur. Ach, diese
bracht worden. Und das kleine Mädchen hat auf irgendein
Jetzt ruft die Mutter. Meli hört es an der Stimme
Träume haben ihrem Wesen Weichheit und Ruhe gegeben!
übernatürliche Weise die Kunst erlernt, Wunden zu behandeln
daß ihr irgendeine große Freude bevorsteht. Sie läuft in
Als der Vater nach Hause kommt, zum Mittagessen —
die Raudie ersetzt es, so schwierigt sich an sie sind begebenen Erwaltung hinntin, ihre kleiden bauunen Augen, er hat nur ganz kurze Zeit, denn der Weg von der Wertestatt