( 1918.)
Parabel
Im Bergland irgendwo ruhte ich auf hohen Wiesenabhang. Die Lüfte
hatten so besondere Kraft, dass mir war, als sähe ich tiefer in
die Bläue der Unendlichkeit als sonst und vermöchte zugleich das
Raunen von Menschenstimmen zu vernehmen tief unten in unsicht-
baren Städten. Da schwebten von oben, und holder Glanz floss vor
ihnen einher, eine Schar himmlischer Gestalten, wie geschwister-
lich vereint, einer immer den Arm um des Nachbarn Nacken geschlun-
gen - schwebten vorbei an mir und ich fragte sie: Woher, Ihr Wun-
dersamen? - Von Gott, erwiderten sie. - Und wohin die Reise? -
Zu den Menschen.- Und nennt Euch, Ihr Herrlichen? - Die Ideen.-
Und entschwebten und Glanz floss ihnen nach und verlöschte mild,
Ich aber, wie ermattet von dem unbegreiflichen Glück einer solchen
Begegnung, sank in Schlaf und mir war, als dränge in meinen
Traum dumpf aus Menschenfernen Laute der Freude zuerst, die sich
allmählig veränderten, bald wurde es Lärm, Schreie ertönten,
Schreie der Wut, der Verzweiflung, des Hasses, ein ungeheurer
wüster Lärm drang in meine Eunsamkeit.
Und als ich die Auge wieder aufschlug, da sah ich von derselben
Seite, auf der jene herrliche Erscheinungen verschwunden waren,
die gleichen wieder heranschweben. Doch von ferne schon erkannte
ich, dass eine Veränderung mit ihnen vorgegangen war. Ihre Hal-
tung war nicht so frei, so gen Himmel gerichtet wie früher, ge-
beugten Hauptes schwebten sie heran wie von Gram oder Schande be-
drückt und als xx näher kamen sah ich, dass ihre Gewandung
schmutzig und zerrissen war und in Febzen um ihren Leib schlotter-
te. Und doch, es waren dieselben. Ihr Antlitz war das gleiche und
der Blick ihrer Augen, so trüb er geworden, der gleiche. Doch
wusste ich nicht - waren es Stunden oder Jahrhunderte gewesen, die
vergangen waren, seit sie vorbeigeschwebt? Woher kommt Ihr? - frag
te ich erschüttert. Von den Menschen, erwiderten sie und ihre
Stimmen klangen gebrochen. Was ist euch geschehen? - Und sie er-
zählten: Als wir am Ort unserer Bestimmung antrafen, wurden wir
mit Jubel empfangen. Wir wurden als Führer begrüsst und gewählt.
Parabel
Im Bergland irgendwo ruhte ich auf hohen Wiesenabhang. Die Lüfte
hatten so besondere Kraft, dass mir war, als sähe ich tiefer in
die Bläue der Unendlichkeit als sonst und vermöchte zugleich das
Raunen von Menschenstimmen zu vernehmen tief unten in unsicht-
baren Städten. Da schwebten von oben, und holder Glanz floss vor
ihnen einher, eine Schar himmlischer Gestalten, wie geschwister-
lich vereint, einer immer den Arm um des Nachbarn Nacken geschlun-
gen - schwebten vorbei an mir und ich fragte sie: Woher, Ihr Wun-
dersamen? - Von Gott, erwiderten sie. - Und wohin die Reise? -
Zu den Menschen.- Und nennt Euch, Ihr Herrlichen? - Die Ideen.-
Und entschwebten und Glanz floss ihnen nach und verlöschte mild,
Ich aber, wie ermattet von dem unbegreiflichen Glück einer solchen
Begegnung, sank in Schlaf und mir war, als dränge in meinen
Traum dumpf aus Menschenfernen Laute der Freude zuerst, die sich
allmählig veränderten, bald wurde es Lärm, Schreie ertönten,
Schreie der Wut, der Verzweiflung, des Hasses, ein ungeheurer
wüster Lärm drang in meine Eunsamkeit.
Und als ich die Auge wieder aufschlug, da sah ich von derselben
Seite, auf der jene herrliche Erscheinungen verschwunden waren,
die gleichen wieder heranschweben. Doch von ferne schon erkannte
ich, dass eine Veränderung mit ihnen vorgegangen war. Ihre Hal-
tung war nicht so frei, so gen Himmel gerichtet wie früher, ge-
beugten Hauptes schwebten sie heran wie von Gram oder Schande be-
drückt und als xx näher kamen sah ich, dass ihre Gewandung
schmutzig und zerrissen war und in Febzen um ihren Leib schlotter-
te. Und doch, es waren dieselben. Ihr Antlitz war das gleiche und
der Blick ihrer Augen, so trüb er geworden, der gleiche. Doch
wusste ich nicht - waren es Stunden oder Jahrhunderte gewesen, die
vergangen waren, seit sie vorbeigeschwebt? Woher kommt Ihr? - frag
te ich erschüttert. Von den Menschen, erwiderten sie und ihre
Stimmen klangen gebrochen. Was ist euch geschehen? - Und sie er-
zählten: Als wir am Ort unserer Bestimmung antrafen, wurden wir
mit Jubel empfangen. Wir wurden als Führer begrüsst und gewählt.