A229: Die Mörderin, Seite 3

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Gasthofzimmer, anständig, aber nicht sonderlich freundlich. Die Wände
blau-grau gemalt, etwas abgeschilfert, die Decke schmutzig-weiss. Thüre
rechts auf den Gang. Zwei Fenster im Hintergrund. Dazwischen Kommode,
über der Kommode zwei Öldruckbilder, auf der Kommode Photographien in
Rahmen und ein Kanton, offen, mächtig gross, wie ein Gebetbuch. links
ein Vorhang, fast geschlossen, durch einen Spalt der Erker mit den zwei-
Betten sichtbar. links vorn an der Wand ein Waschkasten in leidlichem
Zustand. Daneben Dein eiserner Ofen, weiter hinten ein alter Schrank,
das beste Möbel des Zimmers. über dem Waschkasten ein Spiegel. Neben
der Tür ein Kleiderstock, an dem ein weicher Männerhut, ein Havelock,
ein Frauenmantel, ein Shawl hängen. In der Mitte des Zimmers ein runder
Tisch, auf diesem einige zerlesene Bücher, ein gebundener Jahrgang einer
illustrierten Zeitung, brauner Lederdivan, zwei Plüschfauteuils, wei
Holzsessel.
(Elise, 26 Jahre, von blassem, etwas mattgelblichen Teint, das schwarze
Haar kopett, aber nicht sehr ordentlich frisiert, in hellem etwas ab-
getragenen Sommerkleid, vor dem Schrank, der offen steht; sie mustert
die drin hängenden Kleidungsstücke, betastet eines und das andere, dann
geht sie zur Kommode, nimmt das dort liegende kleine Gebetbuch, schlägt es
auf, vergewissert sich, dass das Gesuchte noch vorhanden, geht mit dem
Gebetbuch zum Schrank, legt es auf den Boden des Schrankes, schüttelt den
Kopf, nimmt das Gebetbuch, geht damit zur Kommode, öffnet die unterste
Lade, wählt darin, gibt das Gebetbuch hinein, nimmt es wieder heraus, und
schlägt es auf. Jetzt klopft es an die Tür.)
Elisa: (schrickt zusammen) Wie? Ja! Gleich! - Bist du's Karl? Ich