A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 23

mit ihm im Laden unten, er wollte bald zusperren und herauf-
kommen.
(Eschenbacher! Ihr müsstet wohl kaum aufschliessen jeden Morgen. Ich
denke, den Leuten steht jetzt nicht der Sinn darnach Bücher
zu kaufen.
Frau Klaehr: Du irrst, Bruder. Französische Sprachlehren, Landkar-
ten, Geschichtsbücher, darnach ist viel Nachfrage. Und der
Etzelt führt das Geschäft so tüchtig und so brav.
Eschenbacher: Ich denke mir manchmal er sei etwas zu tiefsinnig
und zu philosophisch angelegt für einen Handelsmann und wärz
auch für einen mit Büchern.
Medardus: Du solltest Dich nicht lustig machen, Oheim, ich kenne
jemanden, der Riemen schneidet und Sattelzeug verfertigt und
dabei Kriegsmärsche spielt auf dem Spinett. Und ich bin recht
froh, dass der Karl hier bleibt bei Euch, auf den könnt Ihr
Euch verlassen in jedem Fall.
Eschenbauer: Und dass er in iemanden hier im Hause verschossen ist,
ist auch so übel nicht. Es ist immer ganz gut, wenn die natür-
liche Verlasslichkeit eines Menschen durch besondere Umstände
von Sympathie ihre Kräftigung findet.)
don
Medardus: Es wird spät.
Eschenbacher: Marschiert denn Euer Bataillon schon heute Abend ab
Medardus: Nein, aber es sind ein paar, die sich nicht wollen schla¬
fen legen, da der Befehl lautet morgen früh um drei an der
Nussdorferbrücke anzutreten.
Eschenbacher: Klug scheint mir das eben nicht.
Medardus: Nun, morgen kommen wir wohl noch nicht vor den Feind.
Eschenbacher: Morgen nicht, aber früher als Ihr denkt.
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