A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 26

Lebewohl zu sagen. Na, schon reisefertig und kampfbereit?
Medardus: So leidlich, Herr Berger
Berger: Und ausserdem haben wir uns noch erlaubt, für die Beschwer-
den des Marsches und die Strapazen des Felddienstes hier eine
Kleinigkeit beizusteuern. Hier. Es ist ein vortrefflicher
Kräuterschnaps. (Ueberreicht ihm die Flasche) Und hier, Mut-
ter gib her, eben frisch angekommen, die beste italienische
Salami. Herr Wachshuber hat sie uns persönlich wärmstens an-
empfohlen. Hält sich wochenlang. Er lässt übrigens alles mög
liche Gute wünschen, der Herr Wachshuber...
Eschenbacher: Der Wachshuber? Was Medardus, bei so einer Gelegen-
heit merkt man erst, wo man überall Freunde hat.
Medardus: Danke, danke bestens. Wie ich das noch unterbringen soll,
weiss ich wahrhaftig nicht.
Frau Berger: Wird schon gehen.
Frau Klaehr: Vielleicht was gefällig? Ein Glas Wein, Herr Berger?
Berger: Da sag ich nicht nein.
Agathe (schenkt ihm und seiner Frau Wein ein).
Berger: Ein Gedräng ist auf den Strassen. Mit Müh und Not, dass
wir uns durchgewunden haben. Was, Mutter? Vor einer Stund sind
die Gottesheimdragoner eingeritten beim Neutor. Um neun gehts
wieder heraus durchs Kärntnertor. Die Offiziere machen Rast in
der Stadt Frankfurt.
Eschenbacher: Darf man fragen, was sie dort zum Nachtmahl kriegen?
Berger (auf den Scherz eingehend): Ja, alles kann man nicht wissen,
Meister Eschenbacher, haha... Na es wird ja ernst. In ein
paar Tagen ist überhaupt das ganze Militär aus der Stadt fort.
Und die Bürgerschaft übernimmt die Wachposten.
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