A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 51

Medardus (zu Etzelt): Etzelt, leb wohl. Ich dank Dir für Deine
Treu und Deine Freundschaft. Wie immer es kommen mag, ich weiss,
Du wirst meiner nicht vergessen.
Etzelt (läschelnd): Nein, Medardus, das werd ich nicht...
Medardus: Und nun hab ich noch eine Bitte an Dich, wirst Du sie
mir erfüllen?
Etzelt: Lass hören.
Medardus: Wach über meine Schwester.
Sollte
Etzelt: Du gibst mir einen sonderbaren Auftrag. Ist Dir plötzlich
rem
entfallen, dass sie verlobt ist?
Medardus: Mir ist bange, Etzelt. So voll Vertrauen bin ich von
Hause fort, und nun, ich kann mir nicht helfen, klingen mir Fran-
zens Worte, ja seine Stimme selbst klingt mir seltsam nach, wie
gebrochen. Wenn er gelogen hätte, Etzelt...
Etzelt: Warum willst Du das vermuten?
Medardus: Sie haben einander wiedergesehen, auch da es ihnen ver-
boten war. Lüge ist ihm also nicht fremd, so wenig wie ihr.
Wenn er sich die Gelegenheit zunutze machen wollte, Etzelt,
jetzt - da der Bruder fort ist... Ich wills nicht zu Ende denken.
Schwörmir, Etzelt, schwör mir, dass Du Deine Augen offen hältst.
Ich weiss, Du hast sie lieb, Etzelt, schwör mir, dass Du gerade-
so als wärst Du ihr Bruder....
Etzelt: Schweig, Medardus. Ton kann Dir Deinen Wunsch nicht er¬
füllen. Ich habe kein Recht dazu.
Medardus: Da ichs Dir doch übertrage...
Etzelt: Wer gab es Dir?
Medardus: Etzelt....
Etzelt: Ich denke, über die eigene Stäle und den eigenen Leib mag
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