A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 53

schane
nur zagend flimmern sah. Ob ich den Frühling sehn werde,, den Du
meinst, das weiss ich nicht. Doch wenn er mir erscheint, so will
ich seinen rötesten Blütenkranz auf diese Stirn drücken.
(Schallbacher, Leibolt und Andere sind fortgegangen.)
Rabenau: He, Wirt, wir haben noch unsre Zeche zu zahlen, wo sind
Sie denn schon wieder?
Baumann: Was gibts denn da draussen?
(Draussen sieht man im flackernden Licht der Fackeln zwei Männer,
die irgend etwas trugen und es nun niedersetzen.)
Wirt (draussen): Ich komme schon.
Rabenau: Was gibts denn? Was ist das für eine gewaltige Beleuchtung?
(Am rechten Fenster)
Wirt (draussen): Verzeihung, es gibt, was es Gott sei geklagt,
hier nicht eben selten gibt.
Baumann, Rabenau (am Fenster).
Die Andern (im Lauf der nächsten Worte auch hin mitzelt
und Medardus) stehn vorn, werden beide aufmerksam, scheinen aber
beide wie festgebannt und rühren sich nicht.)
(erklärend): Hundert Schritt von hier, wie den Herren bekannt
Wirt
ist, fliesst die Donau vorüber und wenn sich Einer in einer ge-
wissen Entfernung von hier, etwa dort, wo die Hütten der Fischers-
leute stehn, ins Wasser schmeisst, er muss es nicht einmal sel-
ber tum, da reisst ihn die Strömung in ein paar Minuten ins
Schilf da unten. Das ist wie Amen im Gebet... Wir sinds gewohnt...
Im vorigen Jahr waren es vierzehn! -
Kribbling (der jetzt erst zum Fenster kommt): Ein Ertrunkner.
Elisabeth und Marie (draussen): Zwei.
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