A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 56

bitt Euch, meine Freunde! Schlaft Euch aus, Glück auf den Weg!
Nein, reicht mir die Hände nicht, Keiner, keiner...Diese Hand
hier hat vielleicht noch irgend was zu besorgen, ehe sie an-
derer ehrlicher Männer Hände schütteln darf.
Bernburg: Ich will Dich umarmen, Medardus.
Medardus: Fort, fort, Keiner mir in die Nähe... Mir ist als zöge kein
guter Hauch von mir aus... Lebt wohl.... geht...
(Alle sind allmählich gegangen.)
(Elisabeth und Marie stehn draussen und schaun vom Fenster herein
Wirt (zu Etzelt): Ich laufe zur Gendarmerie. Das Wachhaus ist zwei-
hundert Schritte von hier. Das ist nämlich meine Verpflichtung,
sofort die Meldung zu erstattem. (ab)
Etzelt: Medardus.
Medardus: Was willst Du?
Etzelt (stark): Lass mir alles über... Du folge Deinen Kameraden.
Medardus (ohne auf ihn zu hören): Sieh sie an! diese war ihnen zu
gering! und darum musste sie in den Tod. Sie### sie an, Etzelt!
War sie nicht adeliger als alle Prinzessinnen der Erde, - und
sie war ihnen zu gering. Warum bist Du nicht lieber in die Welt
hinaus, Schwester, mit ihm... warum?... Schande?!.. erloschnes
Wort. Deine Aache weht in alle Winde vor diesem Anblick. Hast
Zu gefürchtet, Agathe, ich hätte Dir böses getan oder ihm? Tö-
richte Furcht, Agathe, eh Du mir wieder begegnet wärst, hätte mir
ein Traum warmend dieses Bild gezeigt und beim Erwachen hätte
mich das Glück, dass es nur ein Traum war, - trunken gemacht.
Und hätt ich Dich in einem schlechten Haus gefunden, mit ge-
schminktem Gesicht als feile Dirne - wärs nicht seligkeit ge-
wesen, gegen dieses Bild, das nun Wahrheit wurde.
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