A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 63

Der uralte Herr: Ah, so was. Hab'n sie's nicht erwarten können.
Schauts an, was ich für eine Geduld hab. - Warum haben sie
sich denn umgebracht?
Wachshuber: Aus Liebe, Herr Urgrossvater, aus unglücklicher Liebe.
Der uralte Herr: Aus unglücklicher Liebe..unglücküche Liebe. Aha,
weiss achon, weiss schon.
Einige andre kommen (darunter Brodl, ein eilfertiger, etwas geheim-
nisvoller Mann mit grossen Augen).
Bradl: Sie kommen schon.
Wachshuber: Iessas, is möglich, sie kommen schon, die Franzosen?
Bradl: Wer redet von den Franzosen, die Kondukte kommen.
Frau Föderl: Er muss halt immer seine Spässe machen, der Herr
Wachshuber.
Frau Grinzinger: Meiner Seel, Sie versündigen sich, das is nicht
der Ort.
Wachshuber: Aber warum denn? Alles is a Spass für die Herrschaften?
Wie lang wirds denn noch dauern und sie sein wirklich da, die
Franzosen.
Schreubler: Das wär leider nicht unmöglich nach den letzten Nachrich-
ten... Und wir erlebens vielleicht noch einmal, dass der Napoléon
im Schönbrunner Garten spazieren geht, grad so wie vor vier
Jahren.
Wachshuber: Freilich ist er drausst spazieren gangen in Schönbrunn,
weil er sich nach Wien doch nicht herein getraut hat!
Bradl: Ja, vor Ihnen hat er sich g'fürcht.
Föderl: Aber das is schön wahr, herin in der Stadt hat ihn keiner
g’ sehn.
Frau Grinzinger: Manchmal soll er doch hereingekommen sein, immer
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