A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 76

recht
Helene: Wahrhaftig, er hatte einen flammenden Blick.. und eine fast
einwandfreie Haltung. Ganz natürlich fand ich ja beides nicht.
Aber er fiel wenigstens nicht aus der Rolle. Und er sieht aus,
als wenn er - verstünde den Degen zu führen.
Merina: Mir sagte jemand hier, dass die Studenten bei einem italie-
nischen Fechtmeister Unterricht nehmen.
Helene: Wahrhaftig, Du hast Deine Verbindungen überall.)
Norina: Immerhin, verzeihen Sie, gnädigste Prinzessin, es bleibt
salm
harp
ein lächerlicher Handel. Der Vicamte von Benry und ein Wiener
Bürgerssohn!..So sehr ich einen guten Ausgang für beide wünsch-
te - mir ahnt ja doch, als würde der arme Junge seiner allzu
geliebten Schwester früher folgen müssen als ihm lieb ist.
Helene: Du sprichst mir zu gefallen, Nerina. Wir wollen nicht
zu früh frohlockem, es kann auch anders kommen. (Sie erhebt
sich) Wie lang ists her, dass wir wieder zu Hause sind?
Nerina: Zwei Stunden kaum, gnädigste Prinzessin.
Helene: Zwei Stunden.
Nerina: Welch ein Tag, Prinzessin.
Helene: Hole die Federbälle, Nerina. Wir wollen spielem.
Nerina: Jetzt, Prinzessin? Heute!?...
Helene: Warum nicht? Man muss doch irgendwie die Zeit hinbringen.
Sollen wir seufzen? Solle wir dasitzen und warten? Es wird
nicht anders... Nichts wird anders, ob wir nun Ball spielen
oder klagen... oder zittern...
Nerina (ab).
Helene. - Desolteux und Dr. Assalagny (aus dem Hause).
Helene: Wie haben sie meinen Vater verlassen, Dr. Assalagny?
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