A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 91

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Helene (allein): Ein Traum, b/. Assalagny -? Vielleicht...Aber
wenn ich einen aus dem Schlaf von einer Krone sprechen höre und
ich vermag sie ihm zu Häupten zu legen noch eh er erwacht, war
es dann ein Traum? Wenn ich sie noch auf Deinem Haupt sehn könn-
te, Vater. Oh...träume nun ich?-
Nerina (kommt)» Prinzessin..
Helene: Ah, unsere Federbälle....
Nerina: Ich hab auf der Wiese gewartet.
Margareur
Helene: Und der Vicomte noch nicht da. Wie weit ist es von der
Penzinger Au hierher?
Nerina: Darauf allein kommt es wohl nicht an.
Helene: Du glaubst doch nicht!!.. Vielleicht, dass am Wagen ein Rad
brach. So kanns am Ende noch eine Stunde währen. Und mehr! Komm,
lass uns spielen.
(Sie beginnen mit den Federbällen zu spielen.)
Die Herzogin kommt. Nerina. Helene.
Herzogin (ruhig): Und heute morgen begruben sie Deinen Bruder.
Helene: Ja, Mutter, und es ist, als wär er hundert Jahre lang tot und
begraben. So rast die Zeit. Oder so langsam geht sie hin. Ihm
ist es gewiss das gleiche, Mutter, warum nicht auch uns.
raln
Herzogin: Es kommen Boten aus Frankreich, und der Prinz von Bonny
ist tot. Die Sonne steht am Himmel, und ein schöner Knabe ist
tot. Eine alte Frau atmet und lebt und schreitet durch einen
blühenden Garten - und ihr Sohn ist tot. Warum soll ein junges
Mädchen nicht Ball spielen, dem ein Bruder starb..? (Sie geht)
Nerina: Die unglückliche Frau Herzogin...
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