A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 100

ein drittes Gedeck und ordnet es auf dem Tisch.)
(sie anschauend): Ver so sein könnte, wie Sie Frau Klaehr. Sie
Anna
nehmens hin, Sie klagen nicht.
nie wieder, nach für eine Stund nur, in diesem Lebens-
froh werden
Frau Klachrt xxx doch auch für Dich, Annerl, nicht wahrt. Denn wenn
man auch keinen Bissen herunterkringt, zu Mittag speist man
halt doch. So wie man auch manche Stunde geschlafen hat, in
Nächten, da man kein Aug glaubt zugetan zu haben, Wir sind
schwache Menschen alle und leben weiter.
(Pause)
Anna: Der Medardus lässt auf sich warten.
Frau Klachr: Wahrhaftig, unsre gewohnte Mittagszeit ist längst
vorbei.
Er blieb noch auf dem Friedhof nach uns allen. Und sah selt-
Anna:
sam drein. Und er sprach kein Vort. - Wer weiss, ob er nach
Hause kommt zu Tische, Frau Klachr.
Frau Klaehr: Ich wollte, er käme nicht - und statt seiner lieber
die Nachricht, dass er seinem Bataillon nachgerückt ist.
Anna: Nein, das kann Ihr Ernst nicht sein, Frau Klaehr, - jetzt
da er ihr Einziger ist.
Frau Klaehr: Ist er denn hier gefeit? Es wär ja vielleicht besser,
man hätte ein rechtes Muttersöhnchen, brav und gehorsam, das
am Ofen hockt über den Büchern, aber da mir nun schon einer
geschenkt ist, wie der Medardus, dens immer juckt, sein Leben
einzusetzen, so solk es wenigstens ein hohes Spiel sein, bei
dem sich auch etwas gewinnen liesse.