A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 104

Marquis, Valvis
gleichen. Umsomehr da der Vincente von Derry die üble Gewohn¬
heit haben soll, seine Gegner immer ins Herz, mitten in den
Sitz des Lebens zu treffen aber rebus sic stantibus, wie
die Dinge stehn, kann ich wohl sagen, darf ich Wohl meine
Hand ins Feuer legen, dass nichts mehr zu befürchten ist.
(herein).
Anna
Frau Klachr: Was willst Du denn?
Anna (an der Tür): Weil es so still war... ich hab Angst bekommen..
Medardus: Mein gutes Annerl! ich bin nicht tot! Ich habe nicht die
geringste Lust zu sterben.
Eschenbacher (ist auch hereingetreten, nahe zu Medardus hin): So
darf man sich wohl mit Beruhigung entfernen. Nuh Medardus, sagt
bist Du nicht ein rechter Narr gewesen...
Medardus: Glaub nicht.
Eschenbacher: Ich will Abend wiederkommen. Hab Dir allerlei zu
sagen. (Nimmt von den andern Abschied und geht.)
Frau Klaehr (zum Arzt): sollen wir ihn nicht doch ins Bett brin-
gen?
Ach ja, es gibt wohl ein vakantes in diesem Haus. Ich habe
Arzt:
schört, ich habe gehört.. ein trauriger Fall. Ja, es gibt viel
Unglück in der Velt. Heute früh, werte Frau Klaehr, starb auch
selber
mir ein Kind. Mein einziges. Und ich bracht ihm die Krankheit
mit von einem andern Kind, das ich gesund gemacht habe. Und
dieses Kind, das ich gesund gemacht habe, hat sechs Geschwister
Ja, er hat Lausen, der da droben. Aber was hilfts darüber nach-
sudenken? Daher find ich, der Herr Medardus liege, wo
liegt. Jacest ubi jacet. Hahaha... es klingt wie ein Spricht
indes ich erfand es soeben. (Versinkt wieder in Sinne