A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 189

(Das Schiessen dauert immer weiter, die Beleuchtung wird immer
greller.)
(Medardus und Etzelt schweigen eine Weile.)
Medardus: Du siehst, Etzelt, es ist nicht weit her mit der Sicher-
Lebewke! Und weis we
heit hier oben. Geh nach Hause. Du weisat nun alles, Sei
einende nicht wieder sehr wollten,
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mir dankhar, wie immer es nun ausgeht, so habe Dir einen
Schmerz erspart, Du wirst mich nicht beweinen.
Das waren aus diese
Ich tu es schon, Medardus! Munderttausende von Schicksalen
Etzelt:
schwanken in diesem Augenblick, Welten kämpfen gegeneinander,
die Niederlage unserer Stadt bedeutet den Fall Oesterreichs.
Du bist ein Mann, Du bist ein Soldat, du bist Deiner Mutter
Sohn und mich schaudert zu denken - was Du ersehnst.
Medardus: da, wenn ich noch zu den andern gehörte - so dürfte Dich
schaudern. Aber ich trat aus dem Kreise heraus. Es ist nun
einmal wie es ist. Ich sehe die Feuer leuchten, ich höre den
Donner, Gefallene seh ich an mir vorübertragen, mir ist es
gleich. Diese ganze Welt ist ja doch nur in diesem meinem Hirm.
Wir werden in derselben Stunde sterben...diese Welt und ich...
Ich glaube nicht, daß sie mehr ist als ich... Ich weiss, dass
in meinem Herzen irgend etwas gewaltiger lodert als die Flam-
men dort...und es liegt nicht viel daran...ob Du es Liebe oder
Hass nennen willst...es wird mich und Helene und die Welt ver-
zehren. Was theils? - An werden in der gleichen Annetesterlei¬
die Welt und ich. - (Stollab.)
(Unter kommen allmählich mehr Leute, fliehend, drängend, Ein-
zälne bleiben theuer aus der Tiefe.
Der Trattnerhof brennt.
Zaunthaus Das Kaisersteinische Palais auch.
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