A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 18

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Gesellschaften erscheinen sie meistens nur auf Minuten, können
keinen Augenblick verziehen, da sie mit dem morgigen Frühig
die Stadt wieder verlassen. Aber als einmal jemand nachmittag
zu diesem rastlosen thepaar in die Wohnung ging, wurde ihm auf
sein Klopfen nicht geöffnet, nicht etwa, weil sie beide verreist
waren, sondern weil sie beide schliefen. Schnitzler erzählte
allebst vor einigen Jahren, dass er sich mit diesem Ehepaar über
seine eigenen Eltern lustig machen wollte, weil sie sich auf
Reisen ühnlich ruhelos verhielten. Als Porträt seiner Eltern
im eigentlichen Sinne war es nicht gemeint; es kam ihm nur auf
den einen betreffenden Punkt an.
Es wäre natürlich leicht, an dem Stück Kritik zu üben.
Es mangelt ihm noch sehr an Konzentration, ist sehr weitschweifig
und redselig. Auch werden in etwas naiver Weise, aber mit grossem
Ernst und einer gewissen Überlegenheit allerlei allgemeine
Bemerkungen über das Leben und die Menschen eingeflochten, die
seine eigene skeptische und aufgeklärte Weltanschauung darlegen
sollen. Aber als das Werk eines Siebzehnjährigen ist es trotzdem
beachtenswert, besonders was die Hauptthese anbelangt, weil sie
schon Schnitzlers spätere Betrachtungsweise den Menschen gegen-
über andeutet. In seinen ganzen Werk ist es ja nicht das ausser-
liche Verhalten der Menschen, was ihn interessiert, sondern er
will die tieferen Beweggründe und das eigentliche Wesen der
handelnden Menschen ergründen.
Die objektive, kritische Einstellung zu seinem Werk, die er
dann später immer mehr entwickelte, ist auch jetzt schon vorhanden
Genau drei Jahre nach Beendigung des Stückes, also wenige Wochen
nach seinem einundzwanzigsten Geburtstage, notierte er sich