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iusionistischen Zauber wiederzugeben — je¬
denfalls hat sie ihn auch gelehrt in passenden
Momenten eines jener ewigen, nüchternen
Naturlichte anzuzünden, bei dessen fehlem,
metten Schein wir all den Goldglanz als
täuschenden Flitter erkennen. Schnitreer
zeigt uns manch pillareskes Spiel, aber er
zeigt uns auch die falschen Karten, mit denen
des Leben es spielt und läßt uns denn in
tiefer Melancholie, in heißer Sehnsucht stehen,
wie verirrte Kinder, die nichts nach dem ver¬
zauberten Märchenschloß suchten und im grauen
Zwielicht die Schleier ihrer Fontesie zerflattern
sehen und sich in der kargen, ärmlichen Wirk¬
lichkeit des Alltags wiederfinden. So ergeht
es uns, wenn Schnitreer uns in den verräteri¬
schen Spiegel seiner Kunst blicken läßt, ihn
dann aber absichtlich mit einem Hauche trübt,
so daß all' die kecken Bilder und bunten Ge¬
stalten plötzlich in karrikirt verschiermenen,
schattenhaften Umrissen ihr mehres Antlitz ohnen
lassen schleff und hefläugig. Der in Schwer¬
mut getauchte Geist Schnitzlers läst trotz
all' seiner bunten Harlekinaden eine tiefe
Meleuchelie in uns aus, wie schließlich jedes
echte Kunstwerk. denn selbst des Fascinierende
und Aufreizende in einem Kunstwerk ist nie¬
iusionistischen Zauber wiederzugeben — je¬
denfalls hat sie ihn auch gelehrt in passenden
Momenten eines jener ewigen, nüchternen
Naturlichte anzuzünden, bei dessen fehlem,
metten Schein wir all den Goldglanz als
täuschenden Flitter erkennen. Schnitreer
zeigt uns manch pillareskes Spiel, aber er
zeigt uns auch die falschen Karten, mit denen
des Leben es spielt und läßt uns denn in
tiefer Melancholie, in heißer Sehnsucht stehen,
wie verirrte Kinder, die nichts nach dem ver¬
zauberten Märchenschloß suchten und im grauen
Zwielicht die Schleier ihrer Fontesie zerflattern
sehen und sich in der kargen, ärmlichen Wirk¬
lichkeit des Alltags wiederfinden. So ergeht
es uns, wenn Schnitreer uns in den verräteri¬
schen Spiegel seiner Kunst blicken läßt, ihn
dann aber absichtlich mit einem Hauche trübt,
so daß all' die kecken Bilder und bunten Ge¬
stalten plötzlich in karrikirt verschiermenen,
schattenhaften Umrissen ihr mehres Antlitz ohnen
lassen schleff und hefläugig. Der in Schwer¬
mut getauchte Geist Schnitzlers läst trotz
all' seiner bunten Harlekinaden eine tiefe
Meleuchelie in uns aus, wie schließlich jedes
echte Kunstwerk. denn selbst des Fascinierende
und Aufreizende in einem Kunstwerk ist nie¬