B5: Bahr, Hermann_3 Bahr an Schnitzler, Typoskript, Seite 80

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Venedig, Lido, Villa
Trieste, 14.6.1914
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Lieber Arthur!
An den Rekurs Burckhards erinnere ich mich, weiss aber
gar nicht, ob ich ihn noch habe, ob er nicht vielleicht noch irgendwo
bei Gericht liegt. Nun ist das Ungeschickte nur, dass ich erst Ende
August wieder nach Salzburg komme, meine Laden und Kasten alle versperrt
sind und ich keinen Menschen in der Wohnung habe, der suchen könnte.
Wenn ich Anfang September wieder daheim bin, will ich gleich einmal
suchen. Hoffentlich hath so lang Zeit!
Dir und Deiner lieben Frau von uns Beiden alles Schönste
und Beste!
Dein alter
Hermann
10.2.1915
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Lieber Arthur!
Herzlichen Dank für den lieben Brief, der uns Beiden eine
grosse Freude gemacht hat! Meine Frau möchte sehr gern einmal in Wien
Lieder singen, Schubert, Hugo Wolf und die Wesendoncklieder am liebsten.
Jetzt aber geht das nicht, sie kann hier nicht abkommen von ihrem
Spital (ich schrieb das Heller gestern schon). Auch bin ich der Mei-
nung, dass es besser ist, dazu eine stillere, für Kunst empfänglichere
Zeit abzuwarten. Willst Du aber nicht so lange warten,so komm doch
her, Du kannst es bei uns viel schöner haben als je in einem Konzert,
was doch von vorneherein die scheusslichete Kunstwidrigkeit ist! Wir
würden uns herzlich freuen und ich hätte ja so viel mit Dir zu reden,
Grüss Frau Olga in alter herzlicher Verehrung schönstens
Tage lang!
von mir und kommt wirklich bald einmal! (Aber mit Nachricht ein paar
Tage früher, damit ich nicht gerade weg bin, in München oder in den
Bergen!)
Herzlichst Dein alter
Herman