B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 84

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in der Luft schwebt - Da verstummen die Worte und
versiegen die Thränen. Ich habe Angst vor dem Som-
mer, besonders vor den Abenden, vor dan Abendan am
See. —
Zuckungen, als wenn ich arbeiten wollte hab ich
schon zuweilen, aber weiter noch nichts. Vorläufig
steht es noch immer so, dass nur der eine Gedanke
mildert - nun, Sie wissen ja.
Nebstbi, ganz nebstbei bringt mich auch das Ohren¬
sausen langsam um - es ist wahrhaft grässlich, nicht
eine Sekunde Ruhe zu haben und jeden Tag ein wenig
nur ein ganz klein wenig schlechter zu hören.-
Sie wissen schon, dass der Direktor Schlesinger
gestern gestorben ist. Morgen vor 14 Tagen waren
Hugo und ich mit ihm auf der Rohrerhütte zusammen;
er war heiser una sonst "ganz gesund"
Gestern war auch das "Vermächtnis" kein gutes Klima
unsre Stücke. - Zweimal war ich in Kaltenleutgeben,
bei Brahm. Er ist ein nahezu wohlthuender Mensch.-
Samstag beim "Richter von Zalamea“. Baumeister un-
beschreiblich. Und das Stück! Hugo findet, dass Sie
noch am ehesten so eins schreiben könnten (er meint
unter „uns“, also: Sie, er, ich, Leo Hirschfeld, Oskar
Friedmann, Karlweis) — ich hoffe Sie lassen ihn nicht
in dem Glauben, - sondern schreiben wirklich ein
Stück.
Hören Sie: Ein jüdischer Selcher will im Sommer ein-
mal auf ein paar Augenblicke sein Local verlassen
die Thür ist offen,wie er hinaustritt,- liegt ein
grosser Hund da. Der Selcher denkt: Mach ich jetzt
die Thür zu, so merkt doch jenner (der Hund) dass
ich fort bin und springt sich durch die Glasscheiben
in mein Geschäft und frisst sich meine Würstel - ich
lass doch lieber die Thür offen, werd er glauben, ich
bin gar nicht eweg gegangen.- Er geht, kommt nach
einer Weile zurück, der Hund ist im Geschäft und hat
septembre