B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 85

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sich richtig alle Würstel aufgefressen. Der Selcher
schüttelt den Kopf und sagt: “Ae so à Dreh von dem
Schöneres kann ich Ihnen heut nicht mehr erzählen!
Hund!"
Grüss Sie Gott. Schreiben Sie mir bald.
Ihr Arthur:
(nach Seeboden am Millstättersee, Villa Platzer).
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Wien, 21.6.99.
Lieber Richard, ich habe gestern Abend mit Mayer ge-
sprochen. Wir schlagen folgendes vor: dass wir etwa
Mitte Juli zu Ihnen kommen und Sie von dort mitneh-
men (etwa 5 Tage später). Wohin? Mir wäre ebenso wie
Meyer eine Tour im südtirolischen am sympathischesten
(eine Zusammenstellung hab ich); ich will nämlich
dann, vielleicht mit Mayer,an irgend einen hohen Punkt
(San Martino) 2-3 Wochen bleiben, auch länger und
dort zu arbeiten versuchen. Denn ich fühle, dass mein
Organismus nach Höhenluft verlangt. Ihrer wahrschein-
lich auch. Man hat ja offenbar nie recht, einem Men-
schen zu sagen, er habe keinen Grund verstimmt zu
sein; — aber dass es mir heuer sehr nahe liegt, Ihnen
irgendwas in der Art zu sagen,werden Sie verzeihlich
finden. Ich hoffe, Sie erholen sich - von was? -
Mir kommt vor, ich wär an Ihrer Stelle so glücklich,
dass mich schauern müsste, aber offenbar irr ich mich.
Aber im Ernst, was haben Sie? - Mir scheint nun ein-
mal, dass Sie selbst einfach durch Willen einiges
dazu thun könnten, um wohl zu sein. Sie lassen
sich gehn. Freilich, auch dagegen scheinen Sie keine
Was mich anbelangt, so fühle ich jenes Unglück mit
Gewalt zu haben.