B30: Ehrenstein, Albert, Seite 46

ähnlich sauer. An komischen Werturteilen fehlte es
nicht, soyka schimpfte mich ein Henie, Paul Ernst
gab zuerst reichliches Lob von sich, um schließlich
bei dem Cliché „frühreises Wiener Talent,
Das längstens in fünf Jahren abgestorben sein
wird zu enden. Angesichts Ihrer Ansicht,
vieles bei mir sei noch unreis, erinnert
mich dieser Widerspruch lebhaft daran, daß
Auernheimer meine Th. Mannekritik Dithgrambisch
nannte, Polgar sie für ein abscheuliches Pamphlet
erklärte, jener mich als phantastischen Schriftsteller
rubrizierte, Großmann sich durch meinen
Realismus abgestoßen fühlte. Die Prognose
jedenfalls
des Dr Ernst scheint mirs unzutreffend: nach
fünfjähriger Stagnation sind mir meine lyrischen
Fähigkeiten Heuer Wiedergekehrt. Immerhin hat
eine Ballade, die ich im Mai fabrizierte, bereits
den Rekord von zwölf Retournierungen. Ich
möchte sie mit einigen anderen, kleinen Arbeiten
G.H.F.P.
Ihnen unterbreiten. Ich halte die Sachen nämlich
nicht für so schlecht wie die vereinigten Redaktions¬
philister, deren Autogramme zu sammeln
mein Schicksal zu sein scheint. Die Herren Hesse,
Gumppenberg, R.B. Heinrich, Scheerbart, Lang¬
Wid, Hoff- und Großmann behaupten einhellig
eine intensive Nichteignung meiner Arbeiten für
Ihre respektiven Blätter. Bei verwechselt mach
konstant mit K. Auernheimer, Wien III, und
verlangt immer wieder dußige Wiener Ware
die ich natürlich nicht herstellen kann. Kurz,
es dürfte kein namhaftes Organ in Bisherreich
und Deutschland geben, das mich nicht mit
seinen nichtssagenden Ablehnungsformularen
Oeglückt hätte. - Ein Herr König vom "Merker"
möchte für den Spätherbst eine kritische Studie
über Sie, den Dramatiker, von mir haben,
aber sein Blatt zahlt spät und schlecht, und mit
keiner Betrachtungsweise wäre wohl eher
noch der Autor als der päpstlichere Merker
G.C.P
Ou Unsichere