B32: Fulda, Ludwig, Seite 55

weniger dringlich geworden und kann in Ruhe
erwegen würden. Brehm sowohl als ich tragen Be¬
denken, da wir jedes Jahr nur eine Vorstellung
veranstalten, gleich wieder einen Einaktor von
Hofmannsthel zu bringen, zumal wir Beide „Ma¬
donna dianora für reifer halten als "Thor und
Tod. Die Gleichartigkeit beiden Stücke, in ihrem
vorwiegend lyrischen Charakter liegend, würde uns
mit Recht den Vorwurf zuziehen, daß wir damit
weder ein neues Talent eingeführt, noch ein schon
von uns eingeführtes von einer neuen Seite
gezeigt, noch endlich ein auf der öffentlichen Bühne
unmögliches Stück vom Bann befreit hätten. In
Hofmannesthals eigenem Interesse, den ich in hohem
Grad schätze und anerkenne, halte ich es für
besser, wenn wir ihn auf der freien Bühne nicht
innerhalb zweier Aufführungen zweimal spielen
Silbstverständlich können wir unsererseits
Sie nicht hindern, wenn Sie den „Kakade“ der
Münchener Lit. Ges. früher als uns zur Auffüh¬
rung überlassen wollen. Aber vom freundschaftlichen
Standpunkt würde ich Ihnen - trotz der Verschiebung
rathen, dies nicht zu thun, vor Allem schon deshalb
weil wir Ihnen eine bessere Aufführung bieten
und gerade bei diesem Stück von der Darstellung
viel abhängt.
Ich hoffe, daß wir uns Anfang Februar in
Wien sehen; dann können wir über die Ange¬
legenheit mündlich weiter debattiren. Prist
Pour Votre
renais
Neujahr und herzliche Grüße, auch von meiner
Frau.
Stets der Ihr
Lieding Fulda.
TOUJWSTE
amnesseur de
De russepris)