B39: Herzl, Theodor_75 Arthur Schnitzler an Herzl, Abschrift, Seite 57

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16.10.95.
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Mein lieber Freund,
unsere Briefe haben sich diesmal wohl gekreuzt, und Sie wissen sohon,
dass das Mscrpt, wieder in meinen Händen ist. Es kann jeden Moment
abgehen. Sie sagen: "das von Blumenthal schon zurückgelangte Meerpt."
Ich erinnere Sie, dass es jetzt nicht dort war, sondern dass ich,
Ihrem Auftrag entsprechend als Schnabel Bl. fragte,ob er, nach Be-
rücksichtigung der M.G.'s Ablehnungsgründe noch einmal etc.- (ich
hielt mich ganz nach dem von Ihnen abgegebenen Wortlaut. Da kam
dann zehn oder zwölf Tage keine Antwort. Nun ging es an Fischer
der Begleitbrief entsprach natürlich auch vollkommen dem von Ihnen
angegebenen Wortlaut - und der Mann liess einfach vierzehn Tage
oder gar 3 Wochen nichts von sich hören. Hun sandte ers - nicht
auf brüske Rückforderung, sondern auf höfliches Ersuchen sich zu
entscheiden oder zurückzuschicken - ohne eine Silbe der Entschul-
digung an Baumgarten retour, der es mir unter Kreuzband wie es ge-
kommen war, zustellen liess. B. hat das Mscrpt. daher mit keinem
Aug gesehn, da ich es persönlich an Fischer auf die Post gab.- Nun,
wie gefällt Ihnen die selbstgewählte Rolle des "unbekannten Dich-
ters“? - Glauben Sie mir, dass ich Ihren Widerwillen sozusagen be-
geistert mitfühle. Und man ist wehrlos.-
Tabarin hab ich neulich gesehn; es wirkt sehr gut und wird sich
auf dem Repertoire halten. Wenn es Sie nicht langweilt, möchte ich
eine Einwendung gegen eine Scene erheben. Es ist der kurze Monolog,
den T. auf der Bühnen-bühne hält, gleich nachdem er seine Frau mit
dem Soldaten entdeckt hat; - sie packt währenddem ihre Sachen zu-
sammen. Ich verstehe die theatralischen Gründe für diesen Aufschub