B42: Hirschfeld, Georg, Seite 92

dem Verluste Brahms nicht wieder durch setzen. Trotzdem habe ich in der Jusi¬
Ehenzeit Stücke geschrieben, die nach meinem Glauben des Kirchsetzens
wert waren: Hohna, der Bruder, das hohe Ziel, Rösickes Geist. In
diesem trüben Kriegen, das durch einen unfähigen oder untätigen Apen¬
ten, mit dem ich verträglich behaftet bin, noch erschwert wurde,
blieb Wien meine Theater-Hoffnung. Mehr als Berlin, obwohl
dort „We Mutter“ (mit der Dorsch) und „Agnes Jordan” (mit
der Toresch) erfolgreiche und dauernde Wiederbelebung fanden.
Berlin ist dann doch wieder an mir vorbeigefastet. In Wien
glaubte ich vor allem an die stetigeren und vornehmeren Ver¬
hältnisse des Burgtheaters. 24 Jahre wartete ich auf die Weder¬
kehr von „Agnes Jordan“ die Aufnahme, die das Stuck nun er¬
lebt, das Interesse des Publikums schienen Kofüllung meiner
Hoffnung zu bedeuten. Die 2te (Sonntags) Aufführung war aus¬
verkauft, die dritte (Mittwoch) gut besucht. Direktor Hertnerh
sagte mir, als ich mich von ihm verabschiedete, daß er sehr zufrieden
sei und Gutes erwarte. Sie, lieber Arthur, sprachen mir
am Telephon ja auch noch Ihre Freude aus, weil die gehört hätten
der Besuch von „Agnes Jordan“ sei ausgezeichnet. Dann wurde
Das Strück zum 4. und 5. Male am Samstag und wieder
Mittwoch gegeben. Als ich aber mit begreiflicher Handung
gestern den neuen Wochenspielplom ansah, fand ich zu meiner
sehr schmerzlichen Enttäussung, daß „Agnes Jordan“ in ihm
nicht mehr angesetzt war.
H überlege nun hin und her, wie die Dinge liegen
mögen. Kellerst hat am Samstag und Mittwoch der Besuch
nachgelassen, und ich weiß ja, wie hart und absolut. man