B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 11

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A.S.an H.v.H.
19 Wien, 6.8.1892.
Mein lieber Lorie, vielen Dank für den übersandten
Brief. Es stehn gescheidte Sachen drin. Es ist so-
gar möglich, dass xxxx die H.x (?) mit all ihrem
Tadel recht hat: gewiss aber hat sie manches zu lo-
ben vergessen. Dass sie den "Sohn" so besonders gut
findet, zeigt mir, dass sie ein wenig vom Berliner-
Bölschetum beeinflusst ist. Ich habe den Eindruck,
dass sie alles einzelne an mir versteht, wie das bei
ihrer kritischen Begabung selbstverständlich - nur
meine Atmosphäre nicht.-
Das Anatol-Buch erscheint im Bibliogr. Bureau, Berlin. -
Von Slumenthal hab ich Nachricht: 2.Quartal, d.h.
Jänner-Märs 93 Etwas spät! Umso mehr als ich heut
aus Prag die Mittheilung erhalte, dass das Stück im
Oktober drankommen dürfte! Zugleich hat man mir meine
Lustspielevon dort retourniert, da sie für eine Pro-
vinzbühne zu gewagt seien.
Schupp ist Sekretär des Pressausschusses für d.
C hicago U.A.-
Von Theodor Herzl hab ich einen reizenden Brief
Vielleicht sehen wir uns doch im Laufe dieses Som-
bekommen.—
mers. Ich habe nämlich keine Einberufung zur Waffen-
übung bekommen, und fahre vielleicht Ende August nach
schl.- Wohin gehn Sie im September?-
Ich kam die letzten Tage nicht zum Schreiben; die
äusserliche Thätigkeit stört doch. Hoffentlich bald!
- Sie kommen ja sicher mit den ganzen 5 Akten zu-
Haben Sie Recht, von einem "herrschenden Novellen-
rück! -
drama zu sprechen?- Berechtigung hat die Form ge-
wiss - sobald nur ein bedeutender Mensch da ist.
der daran Freude findet. Ueber den gewissen Funda-
mentalsatz: “Das ist eben kein rechtes Drama, das
nicht von der Bühne herab wirkt (oder gar "auf die
Menge wirkt)“ hab ich mich immer geärgert. Eventuell
x Heyfeld?
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will ich mir, mir ganz allein was vorspielen lassen! -
Na, Sie wissen ja, Kulka hat ja das wichtigste über
dieses Thema schon gesagt.-
- Wann wird man sich Briefe phonographieren können? -
Die Zeit seh ich kommen, wo die Leute über unsre
mühselige Correspondenzerei lächeln und staunen
werden.
Auf dieser Seite steht nur mehr, dass ich Sie,
liebster Freund, aufs herzlichste grüsse!
Ganz der Ihre
Arthur,
Was macht Richard?
- Mit Schwarzkopf war ich einige Male auf dem Land.
Bahr ist verzweifelt;- er wurde einberufen und fahndet
nun nach einer Befreiung.
n.aase