B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 26

A.S. an H.v.H. (43)
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Wien, 2.9.96.
Lieber Hugo, Ihren so gemeinschaftlichen Brief
habe ich in Berlin bekommen und hab mich sehr
darüber gefreut. Sind Sie noch in Alt-Aussee?
Jedenfalls sende ich Ihnen dahin meine herzlich-
sten Grüsse und hoffe Sie bald in Wien zu sehen.
Ich war in Berlin 4 Tage ; das bis zur Unkennt-
lichkeit umgearbeitete Stück hab ich dem Brahm
vorgelesen, der es, nicht ohne ausgesprochenes
Vergnügenugleich angenommen hat. Er wollte es
schon im September aufführen, wogegen ich mich
wehre; wohl mit Erfolg. -
Auch in München war ich 2 Tage und seit Samstag
Früh bin ich wieder zuhause, wo ich eben einen
der wildesten Schnupfen durchlebe. So kann ich
nicht mit der nötigen Geistesfrische auf die
Vierzeiler antworten, obwohl ich mehr als dreifa-
chen Sinn darin erkannt zu haben glaube.
Dass sich Ihre Hovelle nicht hören soll, belei
digt mich - nur Richard soll das Vorrecht haben,
Sachen zu lesen, die Sie für gelungen halten?
Ich wollte, es käme mir einmal was von Ihnen vor
Augen mit schönen jungen Fehlern!
Wie kommen Sie plötzlich aufs Theaterspielen?
Ich war ganz erschüttert!
- Aber zusammensein werden wir hoffentlich oft -
und ohne dass, was Sie "Halbwahres" nennen, was
aber was ganz anderss ist,
Wüsst ich nur ganz genau was! In Opsala hab ich
drüber nachgedacht - wirklich in Opsala! -
Herzliche Grüsse
Ihr
Arthur.
oc...
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A.S.an H.v.H.
(44)
31.10.96.
Jugo ist das liebe Telegramm von dem
ebe:
Halbwahren aus Opsala " von Ihnen -?
Wie immer; ich grüsse Sie herzlich. Den Thor und
Tod hat Brahm gestern durchgeflogen und will ihn
morgen lesen. Die Besetzung hab ich ihm schon mit-
geteilt.-
Heute war Generalprobe von Freiwild; Gerhart
Hauptmann und Georg Hirschfeld waren dabei, und
es hat offenbar auf sie gewirkt. Mit Hauptmann
bin ich schon ein paar Mal zusammen gewesen; er
ist mir ausserordentlich sympathisch; schon seine
Art zu schauen hat mich für ihn eingenommen.-
Grüssen Sie Richard vielmals!
Ihr
Arthur.
Wie gehts der Hovelle?
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