B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 54

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Bahr gelesen haben. Ich schik's Ihnen hier. Er ist
gewiss nicht nur ein Aff, sondern auch ein boshafter
Aff.-
Wie gehts Ihnen? Flieert die Arbeit munter fort? -
Dass Ihnen das Stück sich versagen könnte, ist ganz
unmöglich; es geht in so reiner Linie vorwärts, dass
es xxx nur xxx mehr auf die rechte Stimmung an-
kommt. Am Ende bringen Sie's schon vollendet nach
Wien?-
-Das Deutsche Theater braucht ungeheuer nothwendig
ein oder mehrere Stücke. Br. hat so gut wie gar
nichts. Meines will ich in jedem Fall zuerst in
Wien spielen lassen; aber es eilt nicht. Ich habe
viel vor und möchte wohler, möcht ganz gesund sein.
Von Herzen Ihr Arthur.
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A.S. an H.v.H.
Wien, 23.3.1900.
(nach Paris)
Mein lieber Hugo, Sie haben mich recht lang warten
lassen, aber was Sie mir schreiben ist alles erfreu-
lich und schön, und so hab ich es erwartet. Der kleine
Ort heisst Vileines oder Vilaines - bei Poissy, wenn
mich nicht die Erinnerung trügt, an der Marne. Ich
kann nie an jene Stunde zurückdenken, ohne dass sich
mein ganzes Wesen mit einem unbegreiflichen Schauer
füllt, so als wenn ich dort es eigentlich schon hätte
wissen müssen - oder gar - es gewusst hätte - ("dort
wo wir an lichten Tagen nicht hineinschauen!").
Ihr Brief kam grad am Morgen des 18.März.
Ihr kleines Vorspiel, das ich sehr einfach und schön
finde, habe ich gleich an Paul Goldmann (Berlin,
Dessauerstrasse 19) geschickt, vielleicht schreiben
Sie ihm auch ein Wort?
- Wir leben hier noch in ewigem Winter. Schnee heut
Nacht!- Und Wind, Regen, Kot. Es ist abscheulich. Ich
will in den nächsten Tagen ein bisschen in den Süden
fahren, bis Ragusa. Nicht mit rechter Freude. Aber
ich hab auch immer Katarrhe, jetzt noch dazu dumme
Geschichten mit plombierten Zähnen, dazu alles an-