B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 74

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A.S. an H.v.H.
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allen mehr Fleiss...
6.8.
Wurde gestern unterbrochen und will heute nur noch
viele schöne Grüsse hinzusetzen. Heute (es ist Nach-
mittag) waren wir schon am Vormittag auf der Sofien-
alpe, und das ist die Gegend, wo ich von den Gestalten
des Romans am härtesten bedrängt werde.-Wir bleiben
nun denk ich bis Anfang September hier in Wien, und
dann möchten wir, auf etwa 14 Tage nicht allzu weit,
Ischl etwa, Es wäre nicht underkbar, dass die Fanny
Mütter mitkommt; aber ich halt es für unwahrscheinlich.
Kämen
Sie dann event, auch mit Gerty,so könnten wir
zwei ein paar unserer schönen Radtouren vollführen? -
Jedenfalls treffen wir uns im Herbst, nicht wahr? -
Grüssen Sie was Sie in Aussee von erfreulichen Men-
schen sehen und antworten mir rascher als ich Ihnen
diesmal geantwortet habe.
Ihr
Herslichst
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A.S. an H.v.H.
Wien, 9.8.1904.
Lieber Hugo, über Bahr glaube ich Sie beruhigen zu
können.Er war Sonntag bei uns, dann haben wir zusam-
men im Türkenschanzpark genachtmahlt und er war in
der besten Stimmung. Morgen holen wir ihn abends ab
und fahren ins Grüne. Die Hitze tut ihm im ganzen
wohl ; und wie er sagt, fühlt er sich durch allmähliches
Steigen eher angenehm erleichtert, als dass er Beschwer-
den davon hätte.Seelische Depressionen wirken auf
seinen phys. Zustand am heftigsten: so war er nach
dem Tod Herzls kränker als seit lang,und nach irgend
einem Aerger neulich hat er wieder dieses Würgen ein
paar Mal gehabt, das aber nun ganz verschwunden scheint.
-Könnte man ihn doch nur dazu bringen, dass er heuer
die verschiedenen Erregungen des Winters und den Win-
ter selbst nicht zuhause abwartet und zu guter Zeit
und mit ruhigem Gemüt nach dem Meere, dem Süden ab-
reist!-
Meinen Brief von neulich haben Sie wohl bekommen? Ich
wünsche Ihnen sehr, dass eine günstige Erledigung vom