B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 76

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Nien.2 0.8.1904.
Lieber Hugo, mit der Salzkammergutreise steht es wi.
folgt:in diesen Tagen beende ich die erste flücht!
ge Niederschrift eines neuen dreiaktigen Stücks; die
Grünwald kommt etwa 25., 26. und dann muss ich es,
um es übersichtlich vor mir zu haben, und weil das
überhaupt zu den Etappen meiner Arbeitsweise gehört
und mich sehr fördert, diktieren. Nun kann ich, auch
weil der Anfangstag der Grünwald noch nicht fest-
steht(ich bin ohne Nachricht, resp. Antwort von ihr),
nicht auf den Tag bestimmen, wann ich fertig bin.
Ich hoffe, es wird sich fügen, dass wir schon am 3.
Wien verlassen können; wird aber Gerty auch warten,
wenn der 4. oder gar der 5. September draus wird?
Wir möchten natürlich auch sehr gern mit ihr zusam-
men fahren; ich kann nur heute mich zur Bestimmung
des Tages nicht verpflichten. Immerhin werde ich
am ersten Diktiertag schon wissen können, wann wir
bereit sind. Ich hoffe ja sehr, dass es der 3. sein
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wird. Sie ersehen daraus jedenfalls, dass wir zu
Ischl entschlossen sind, wo wir fürs erste Quartier
nehmen, Ausflüge machen (Olga kennt das Salzkammer-
gut gar nicht), und ich sehne mich auch sehr nach ein
paar schönen Radtouren mit Ihnen, Auch zu einer Fuss-
partie (Bucksack!) wäre ich zu haben. Nicht unmöglich
ist es, dass ich dann auch noch mit Olga weiterfahre,
Tärol, Bozner Gegend, und falls das Wetter allzu
herbstlich wird, München. Wir sehen uns ja jedenfalls
schon am ersten Ischler Tag, aber sagen Sie mir
doch gleich, wann Sie wieder in Rodaun zurück sein
müssen oder wollen. Wohnen wollen wir in der Kaiser-
krone.—
Sind Sie mit dem "geretteten" fertig? Mir geht es mit
dem Arbeiten nicht übel und ginge mir gewiss noch
besser, wenn nicht mein Widerwillen gegen den phys.
Akt des Schreibens immer beträchtlicher würde und
sich oft genug in leichten Schreibkrämpfen äusserte.
Danke sehr betreffs V.S.; mein Aerger hat sich na-
türlich schon gelegt-natürlich würde es mich aber