B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 94

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ist, wenn sie hinter einem Stubenmädel, die öffnet,
direkt ins Zimmer stürzen, ohne Meldung abzuwarten,
-oder man soll sie hinauswerfen-wasauch wieder schwer
ist, wenn man nicht weiss, wer sie sind und sie plötz-
lich aus heitern oder vielmehr bewölktem Himmel einem
Glückwünsche zu unvermutet erschienenen fünftausend
Kronen (nebst Ehre, Auszeichnung und Lorbeer) zu Füs-
sen legen. Uebrigens werd ich Ihnen nächstens noch
etwas komisches vom Vormittag des 15.Januar erzählen.
Zur Arbeit fühl ich mich schon sehr bereit; an Tagen,
da man innerlich und äusserlich allerlei ordnen konn-
te, und selbst an Einfällen hat es nicht gefehlt. Wie
gehts Ihnen allen? Olga ist über die prachtvolle
Schale sehr froh. Ich hab sie ihr erst in desinfis-
zierten Raum übergeben.
Wir grüssen Buch! Lasst was hören!
Arthur.
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Seis am Schlern, 6.8.1908.
Lieber Hugo, Sie sehen, wir sind noch immer da, und wahr
scheinlich bleiben wir bis ungefähr 20., wenn nicht lä
ger. Seit 10 Tagen ist Wassermann hier, Agnes Speyer,
Dr.Kaufmann, und gestern sind wir von einer sehr schö-
nen Partie zurückgekommen:-Seis-Weislahnbad-Jungbrunn
thal-Schlern-Seis ;-besonders der (etwa östündige) Spa-
ziergang von hier nach Weislahnbad gehört zu den schön-
sten, die man träumen kann, und ist, wie die ganze Gegend,
nicht berühmt genug. Vor 8 Tagen ist Brahm abgereist,
der sich nicht weniger als 3 Wochen lang hier aufge-
halten hat, und, trotz allerlei mehr oder weniger fun-
dierten Hypochondrieen, in guter Laune und eben solchem
Wohlbefinden. Von hier aus mach ich mit Olga eine kleine
Reise; wohin steht noch nicht fest-Martino oder Campiglio
eventuell München zum Schluss.-
Dass Sie zu meinem Homan kein glückliches Verhältnis
gefunden haben, war in der Tat nicht schwer zu mer-
ken. Und so sehr ich Ihrem Ausspruch beistimme, dass
Sie zwischen mir und meinen Arbeiten keine Grenze