B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 5

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cotten in Dublin) von denen spricht sie so gifig gut, wie aus einem
ressentiment heraus, sie muss doch etwas unangenehmes erlebt haben) oder
von Henry Irving oder von Sir Laurence Oliphant, dem grossen medium.
Ihre Tochter wäre mir antürlich lieber, aber die ist in Ceylon. Ich lese
Homer, Maupassant, das Linzer Volksblatt, Eichendorff und alte touchante
histoire de petite Jecousse, die manchmal so schön ist quelle donne presque
envie de pleurer, trotz boulange, Mysti-, Stoi - und Katholi-cismus. Ich
habe gar keine eigenen Empfindungen, citiere fortwährend in Gedanken mich
selbst oder andere, habe auch die dumme letzte Soene von "Gestern" noch
immer nicht fertig gebracht, dafür aber von Goldmann, der immer auf der
Eisenbahn zu sein scheint eine, soweit man sie lesen kann, sehr herzliche
Karte bekommen. Jetzt muss ich packen (ganz origineller Zukluss Abgang)
schreiben Sie mir, mein verehrter Freund, bitte bald und geben Sie Ihr Pro-
Loris
ject mich irgendwo zu besuchen, nicht auf. Herzlichst
12/8 91
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Infolge Festvorbereitungen für Kaiserbesuch ganz Comite, kurz blöd, mache
ich Ihnen folgende Vorschläge: da Strobl Paradies, Ischl Schweinestall
so erwarte ich Sie und Hoffmann an einem der beiden Tage bestimmtestens.
Wenn das unmöglich, bestimmen Sie mir ein Ischler rendezivus. Sehen
Loris
müssen wir uns
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7. Dass Sie mich überhaupt noch grüssen lassen ist wirklich hübsch von
Ihnen. Der Anfang von "Reichthum" scheint mir mit seiner Märchenstimmung
und seinen unwahrscheinlichen Aristokratennamen etwas phantastisches,
arnimeskes zu versprechen. Dann wäre es mir doppelt sympathisch. Aber - es
wird doch nicht vielleicht eine sociale Hovelle werden wollen? Ich hoffe
Sie und Hoffmann werden mir über die ersten 8 Tage Wien hinweghelfen;
Vorläufig kann ich mir das Auf hören oder das Ertragen des Aufhörens nicht
Loris
Herzlichst
vorstellen.
in
Cegelboot