B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 28

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gegen Abend hinaus. Sie müssen mir nur den Zug schreiben, ich hab ja nichts
zuthun (von 4 Uhr an) und komm dann auf die Bahn Sie abholen oder wenn
Sie mit dem Rad hinausfahren schreiben Sie mir genau wann ich bei der
Schönberger auf Sie warten, oder telegraphieren Sie mir.
Ich rechne ganz bestimmt darauf. Herzlichst Ihr Hugo
Bad Fusch 6 Juli 97
97. 94
Mein lieber Arthur. Ich lebe sehr still und recht zufrieden, versuche
hie und da Verse zu machen und komme mir merkwürdig unsicher und entwöhnt
vor, schmiere an meiner Doctorsarbeit und finde dass " Faust " von Goethe
ein sehr angenehmes Buch ist, in welchem das Schöne und das Kluge wunder-
voll ineinander aufgehen, was man dann wohl heitere Weisheit nennen kann.
Anders wieder die italienische Reise, die einem einen guten Begriff von der
Frische und kraftvollen Naivität eines drei oder vierunzwanzigjährigen
Die Mozartbiographie enthält viel
G.C.F.P.
Menschen geben kann.
weniger menschliches, als ich erwartet hätte, zumindest in diesem Theil; nur
hübsche kindische Briefe aus Italien. Vielleicht schicken Sie mir gelegent-
lich hierher den 2 ten Band, ich Ihnen den ersten. Denn nach Salzburg komm
ich nur mit einem sehr kleinen Koffer. Dass mir Richard absolut nicht
schreibt, bedeutet doch wohl nichts besonderes, am wenigsten dass er viel
Ich wäre sehr froh über einige Nachricht von Euch
arbeitet?
beiden. Herzlich der Ihre Hugo
G.F.P.
Bad Fusch 9/VII 97
Danke für Ihren lieben Brief. Ich bin durch aufeinander
Lieber Arthur.
und undeutliche
folgende sehr angetvoll Telegramme von Poldy sehr beunruhigt. Er will mich
bei sich haben was mir begreiflicherweise aus vielen Gründen sehr schwer
fällt. Bitte antworten Sie mir umgehend mit 2 Zeilen ob Sie Ihre Fahrt
nach Wien (die doch unvermeidlich scheint, nicht schon in den nächsten
Tagen machen und ihn dabei (Vorderbrühl Liechtensteinstrasse 10) besuchen
könnten, ebenso als Arzt wie als Freund. Ich kann mich nicht aus, werde