B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 39

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Lugano 25/8 98
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Ich arbeite nicht, war darüber in den ersten Tagen unsinnig verstimmt und
niedergeschlagen, jetzt habich mich dreingefunden und leb still und ange-
nehm, besonders seit die furchtbare Schwüle aufgehört hat. Richard arbeitet
"mehr und leichter als je " und dürfte den 31 ten hierher zu mir kommen.
Bitte bald wieder Nachricht. Von Herzen Ihr Hugo
Lugano 21/8 98
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Bin über Zermatt und Simon gut angekommen, wohne schön und angenehm.
Hoffe sehr auf Nachricht von Ihnen und bitte vielmals um..? oder Tasche
das bis jetzt noch nicht in meinen Händen.
Ihr Hugo
Venedig 2 ten X 98
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Mein lieber Arthur. So hör ich auf einmal von meinen Eltern, dass die Auf-
führung von " Vermächtnis" unmittelbar bevorsteht und denke Sie auf der
Probe in dem halbfinsterem Theater und der Luft, die Sie so gern haben und
die ich auch so gern zu haben anfange. Dann kommen mir Wiener Sommerabende
ins Gedächtnis, das Bad im Neuchatelersee, der letzte Tag im Dampfschiff,
und ich denke mir wie schön und gut es ist, dass ich Menschen wie Sie
xx so früh hab finden und behalten dürfen.
Ich war bei den Thürmen von denen Sie mir einen geschenkt haben, dann in
Florenz worüber mehr als viel zu erzählen ist und sitze nun seit 14 Tagen
hier so fieberhaft fleissig wie ichs manchmal und leider zu selten sein kann.
Etwa am 10 ten bin ich Wien, höre von Berlin, hör endlich den "Kakadu",
lese wohl eine venezianische Comödie vor, erzähl von d'Annunzio und sage
mir alle Herbst aber noch mit viel tieferer Ueberzeugung als früher, dass
man sich öfters sehen muss.
Herzlichst Ihr Hugo