B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 57

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2 Stunden nach Rom. Leben Sie und die Ihrigen wohl. Hoffentlich arbeiten Sie
viel und schön
G.C.H.F.P
20/2, 203
Reclameheld! der die Welt zwar nicht durch seine Werke
Ansichtskarte
aber jedes Jahr durch Scandal in Athem hält. Wo sind Sie eigentlich? Dem
Wiener Sumpfboden entsprungen Schwindelschlänge!
Rom 23/X 902
204
Lieber, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Karte und noch mehr für den früheren
lieben und guten Brief, der mir damals in einem Moment, wo mich selbst Goethe
in Stich gelassen hat, ungemein wohl getan hat. Ich bin die ersten 14 Tage hier
in einer sinnlosen Depression und Hilflosigkeit herumgelaufen. Plötzlich am
Morgen des 15 ten hab ich gefühlt, dass etwas von mir da ist. Und zwar nicht
das" Leben ein Traum", nicht die "Elektra" sondern ein anderer Stoff, den
recht
ich mir einmal flüchtig zusammen gelegt hatte, gleichfalls nach einem älteren
Vorbild. Seither hab ich meinen Arbeitstisch, der je nach dem Wetter entweder
auf dem flachen Dach oder in meinem Zimmer steht kaum mehr viel verlassen
und heute den ersten Act, den weitaus längsten mit 695 Versen abgeschlossen.
Kommt von aussen nichts Schlimmes, so gelieb ich fast sicher gegen Ende Novem-
ber mit dem Stück fertig zu sein. Lassen Sie mich nicht ohne einige Nachrichten
auch über Ihre Arbeit. In solchen glücklicheren Tagen empfinde ich das freund-
liche solcher lieber Briefe doppelt stark Von Herzen Ihr Hugo
P.S. Wir müssen wieder eine Radtour zusammen machen! Eisenstein wird das Exem-
plar von Tod d T an Sie schicken
23/III O2
205 206
Lieber, ich musste Venedig wegen unerträglicher Kälte in ungeheizten Zimmer
aufgeben. Ich bringe mit I und II Act definitives fertig (beide sehr lang)
schon
vom III, IV und V welche jeder sehr kurz vorden müssen, bedeutende Theile
ausgeführt, den Best könnte ich hoffen hier in drei Wochen zu machen - -
Beiliegendes an Hauptmann bitte ich Sie neu zu adressieren falle Sie eine bessere