B43: Hofmannsthal, Hugo von _ Arthur Schnitzler an HvH _ Abschrift, HvH an Arthur Schnitzler, Originale (Mikrofilm 38), Seite 18

15.
A.S.an H.v.H.
Wien, 14.7.1892.
G.C.F.P.
Lieber Hugo. Von Salten erfahre ich, dass Ihr Vater
G.F.P.
krank war, aber bereits wiederhergestellt ist. Hof-
fentlich erholen Sie sich zugleich von Ihrer Ver-
stimmung und Abspannung und verbringen den kommenden
Sommer und Herbst in so reicher Fülle des Innern und
Teussern, wie ichs Ihnen von Herzen wünsche.-
Gestern starb mein Grossvater; in wenigen Tagen rei-
sen meine Eltern ab, und ich übernehme die Praxie
G.C.F.P.
meines Papa,
Seit einiger Zeit bring ich es zuwege, auch nachte
literarisch zu arbeiten, und ich hoffe, meine ange-
fangenen Sachen werden trotz anderweitiger Tätigkeit
G.C.H.P.
wohl fortschreiten können.
Hebbels Briefe lese ich jetzt, Leesings Leben von
seinem Bruder geschildert, Annalen von Goethe. Hebbel
war wohl nach Goethe der grösste Geist, den die Deut-
schen in dem Jahrhundert gehabt haben; manchmal
kommt mir vor, dass man ihn vor Nietzsche wird nennen
müssen. Ich bin jetzt bei der Periode seines Lebens,
wo er auf der Verlegersuche ist und auf Gutzkow,
(unleserlich),Körner, zuweilen wohl
Laube
auch auf Schiller schimpft. Er hat aber auch noch
manches andere zu sagene- Wissen Sie, dass er eine
P.S.
Jungfrau von Orleans schreiben wollte?
G.C.H.F.P.
Von Richard höre ich nichts, Sie?
Von Ihnen hoffe ich bald schönes und gutes zu er¬
fahren; empfehlen Sie mich bitte den Ihren auf das
wärmete.
Ihr
Arthur