B43: Hofmannsthal, Hugo von _ Arthur Schnitzler an HvH _ Abschrift, HvH an Arthur Schnitzler, Originale (Mikrofilm 38), Seite 19

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A.S.an H.v.H.
Wien, 29.7.1892.
Lieber Freund, nachdem Sie Ihr Gedicht nicht im
nhalt haben wollen, möchte ich auch jeden Titel
weglassen, und es nur im selben Druck wie alles
übrige haben, jedoch mit oben weit freigelassenen
Rändern.- Einverstanden?-
G.F.P.
Vorgestern habe ich meine Novelle beendet.- Ich
hoffe, sie wird, wenn sie erst durchgefeilt ist,
als ehrenwerthe D Studie gelten können. Ich habe
sie plötzlich zu Ende schreiben müssen, nachts
im Café, während schläfrige Kellner bereits die
Sessel aufeinanderthürmten. Ich habe sie sehr
lieb gehabt -ich fühle mich ordentlich einsam
seit ich nicht mehr darüber denken muss. (siehe
Freund Y.), Nun will ich wieder ans Stück,
- Eben hab ich Blumenthal und Reicher geschrieben
- wie verdreht eigentlich die Welt ist! -
Was macht Ihr Stück?- Ich wundere mich, dass Sie
zugleich zweiten und fünften Akt schreiben können.
So sicher bin ich meiner Gestalten nie! Es kann
ihnen doch im dritten Akt was einfallen oder gar
passieren, wovon ich im zweiten noch nichts rech-
tes weiss. Selbst wenn eine genaue Skizze vorliegt
usage ich es nicht und habe gewiss keine Lust dazu!
Ich will mit ihnen weiterleben, und erleben Gedanke
für Gedanke und That für That, wie sie selber. Ich
darf manches vorausahnen, aber wissen darf ichs
nicht.
G.C.F.P.
Herzliche
Arthur