B46: Jacobsohn, Siegfried, Seite 43

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Sie
Herausgeber: Siegfried Jacobsohn
Redaktion
Charlottenburg, den 13. September 191. 6.
Demburgstrasse 25
Fernsprecher: Wilhelm1943
Lieber Herr Schnitzler,
trotzdem Sie wahrscheinlich Grund haben, mir zu zürnen, zögre ich
nicht, mich in der Angelegenheit eines Anderman Sie zu wenden, Unserm Oscar
Sauer geht es furchtbar schlecht: er ist durch sein schweres Siechtum seit ein
paar Jahren verhindert, eine Bühne zu betreten und wirtschaftlich für
Alter leider nicht geschützt. Seine außergewöhnliche Reinheit und Feinfühlig-
keit, die sich durch die lange Krankheit zur Überempfindlichkeit gesteigert
hat, verbietet es, ihn gradezu zu unterstützen. Es war nötig, sich eine beson-
dere Form auszudenken. Sauer hat von dem zusammengebrochenen Deutschen künst=
lertheater, dem er zuletzt angehört hat, noch ungefähr 14 300 Mark zu fordern.
Nach langen Bemühungen ist es gelungen, aus der Konkursmasse der G.m.b.H. 5000
Mark für ihn zu retten. Ihm aber, der völlig weltfremd ist und kaum einen
Menschen sieht, wird vorgetäuscht, daß man nach und nach den ganzen Betrag er-
halten werde-- während man in Wahrheit den Rest durch eine private Sammlung
zusammenbringt. An dieser sich zu beteiligen möchte ich Sie, lieber Herr Schnitz
ler hiermit recht sehr bitten. Die Sendung wäre zu richten an den:
Verlag Oesterheld & Co., Berlin, Lietzenburgerstraße 48, für den
wee widrig
Sauer-Fonds. Ich brauche wohl nicht zu betonen, es um Sauers willen ist, über
meine Aktion Stillschweigen zu bewahren.
Mit schönen Grüßen
Maçocat