B63: Lucka, Emil, Seite 4

be
Nau
1930.
Wien, 27. Janua
1
Sricke
Lofon B'144-9-58.
IX/1, Rossauergasse 4.
Sehr geehrter Herr Doktor Schnitzler!
Ich erlaube mir, die folgende höfliche Frage an Sie zu
richten: Würden Sie sich an einem Buche beteiligen, dass zum all-
gemeinen Thema "Die Dame" hat?
Ich habe den Plan mit dem Verlag E. A. Seemann in Leip-
zig besprochen, dort das grösste Interesse gefunden, aber Herr See-
mann will eine endgültige Bindung begreiflicherweise erst dann ein-
gehen, wenn ihm die prinzipiellen Zusagen einiger weniger, von uns
gemeinsam festgesetzter deutscher Autoren vorliegt. Unter diesen
möchte ich in erster Linie um Ihre Teilnahme bitten. Es sollen nicht
Meinungen oder was ähnliches gewaltsam provoziert werden, sondern ich
frage vorerst unverbindlich an, ob Ihnen die Sache interessant genug
ist, ob Sie einen Beitrag zu dem geplanten Buch geben und helfen wol¬
len, das stets schwankende und niemals recht zu fassende Gebilde "Da-
me“ ins Klare und Sinnvolle zu ziehen. Wie Sie Stellung nehmen woll-
ten, bliebe selbstverständlich Ihnen überlassen, es kann sich dabei
um verschiedenes handeln : um Sinn und seelischen und kulturellen
Wert der "Dame" in der Vergangenheit; oder um ihre Rolle in der unsi¬
cher orientierten Gegenwart; oder um ihre Aussichten für die Zukunft,
ob die "Dame" weiter eine gewisse Bedeutung für die europäische Welt
bewahren wird, oder ob sie zu einem Scheinleben, vielleicht zum Unter-
gang verurteilt ist. Damit soll selbstverständlich nur ungefähr ange-
deutet sein, welche Problematik möglich wäre - jede andere bleibt un-
wirkt.
verwehrt.
... 4
musst.