B82a: Korrespondenz mit Max Reinhardt und dem Deutschen Theater (Kahane, R Metzl), Seite 46

Ich habe mir über die Tantiemensätze der einzelnen Stücke
vor unserem Briefwechsel nicht Bericht erstatten lassen,
weil ich zur Direktion des Vigszinhasz absolut wohlbegrün-
detes Vertrauen habe und ihr Geschäftsgebahren meinen mehr
jährigen Erfahrungen zu Folge für völlig correct halten
muss. Erst auf Grund Ihrer Reklamation habe ich mir das Ma-
terial aus Budapest kommen lassen. Sie werden es mir als
kaufmännischem Leiter des Deutschen Theaters nicht ver-
übeln, wenn ich mich Ihrer Ansicht nicht anzuschliessen
vermag; vielmehr muss ich das Vorgehen der Direktion des
Vigszinhasz für ebenso correct halten, wie ich ein Eingrei-
fen meinerseits für uncorrect gehalten hätte. Uebrigens
ist fast ausnahmslos bei allen Stücken, die von uns in
Budapest in deutscher Sprache zur Darstellung gelangten,
ein erheblich geringerer Tantiemensatz festgesetzt als in
Berlin; dieser Umstand erklärt sich vielleicht daraus,
dass ja sonst in Budapest ständige Aufführungen in deut-
scher Sprache verboten sind.Ausserdem möchte ich in diesem
Zusammenhang nicht unbemerkt lassen, dass meines Wissens
nicht
unsers deutsche Aufführung der "Liebelei" wohl die erste
in Budapest war.
Einen Vorwurf kann in dieser ganzen Angelegenheit, wenn
er überhaupt berechtigt ist, nur Ihren bevollmächtigten
Vertreter treffen.
Um aber die Angelegenheit endgültig zu erledigen, habe ich,
Ihrem Wunsche entsprechend veranlasst, dass der Betrag von
Kr. 183-15=M.155-70 an Sie abgeht.
In vorzüglichster Hochachtung
saln ergeben
Edmund Reinhardt