1.°
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1.° 1.
P.S.
Westerwede bei Bremen
am 24. Juni 1901.
Sehr verehrter Doctor Schnitzler
ich habe den "Lieutenant Gustl"
schon aus der „N. Fr. Tresse“ gekannt;
dennoch bin ich recht aufrichtig froh,
diese eigenthümliche Novelle durch Th¬
re Güte nun auch als Buch zu besitzen;
die Form ist so überaus gut gewählt,
oder eben vielmehr nicht gewählt, son¬
dern an den Stoff gebunden, der von ei¬
ner anderen Seite, d. h. vom mehreren
Außenpunkten her gesehen, an Ge¬
walt und Einheitlichkeit nothwendig
verloren hätte. Hätten der Verfasser selbst
die Erzählung geführt, wäre er seinem Hel¬
den gegenüber oft in Verlegenheit gekom¬
men, er hätte vorsichtig sich bewegen
müssen, um nicht fortwährend über
dessen schmale Persönlichkeit hinauszu¬
greifen. Durch die gewählte Form aber
ist die Enge und Begrenztheit des Helden
im besten Sinn der Wirkung Dienstbar
gemacht, indem auf dem beschränkten Schau¬
1
1.° 1.
P.S.
Westerwede bei Bremen
am 24. Juni 1901.
Sehr verehrter Doctor Schnitzler
ich habe den "Lieutenant Gustl"
schon aus der „N. Fr. Tresse“ gekannt;
dennoch bin ich recht aufrichtig froh,
diese eigenthümliche Novelle durch Th¬
re Güte nun auch als Buch zu besitzen;
die Form ist so überaus gut gewählt,
oder eben vielmehr nicht gewählt, son¬
dern an den Stoff gebunden, der von ei¬
ner anderen Seite, d. h. vom mehreren
Außenpunkten her gesehen, an Ge¬
walt und Einheitlichkeit nothwendig
verloren hätte. Hätten der Verfasser selbst
die Erzählung geführt, wäre er seinem Hel¬
den gegenüber oft in Verlegenheit gekom¬
men, er hätte vorsichtig sich bewegen
müssen, um nicht fortwährend über
dessen schmale Persönlichkeit hinauszu¬
greifen. Durch die gewählte Form aber
ist die Enge und Begrenztheit des Helden
im besten Sinn der Wirkung Dienstbar
gemacht, indem auf dem beschränkten Schau¬