B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 135

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Berlin, 12.2.1902.
Lieber Herr Schnitzler,
der Vertrag mit dem Carltheater ist jetzt
abgeschlossen, wir fangen am 15.Mai, ich denke mit den
„Leb.Stunden“, an.
Dringend bitte ich Sie aber diese Mitthei-
lung bis auf Weiteres lediglich als an Sie allein und
ganz persönlich gerichtet zu betrachten; es schweben
noch Dinge, die durch ein Bekanntwerden des Abschlusses
gefährdet werden könnten, also bitte ich Sie um aller-
allerstriktestes Silentium.
Leider hat das Carl-Th. so ungünstige Bedin-
gungen durchgesetzt, dass ich das ganze Personal ohne
effektiven Schaden für die Kasse nicht mitnehmen kann.
So muss ich mit grossem Bedauern diesmal auf den Kaka-
du verzichten, was Sie indessen bei dem Mangel eines
passenden Dazu-Stückes wohl nicht sonderlich zu beküm-
mern braucht.
12.2.02.
Rittner ist nun auch für Wien verpflichtet.
Haben Sie denn an Bassermann geschrieben? Er hat mir
nichts erzählt.
Was macht unser neues Lustspiel?
Haben sie sich auch an Freund Goldmanns, des
Nachdichters,Feuilleton recht erbaut? Die „Lebendigen
Stunden" weisenheute Kasse M. 2200 auf, ich glaube in
der 21.Vorstellung; wir streicheln Ihnen die Backen
und sagen: brav, brav. Der Sudermann geht sehr stark.
Wissen Sie, dass Schlenther von der Absicht,
Hirschfelds Uraufführung zu leisten zurückgetreten
ist und „Berlin abwarten will“. Dieses Wasser auf Ihre
Mühle getrieben habend,begrüsst Sie herzlich
O.B.
nd etc
ohts m¬